Grablichtautomat auf Friedhof

Nachhaltigkeit auf Knopfdruck

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Eine Frau wirft Münzgeld in einen Automaten, der auf einem Friedhof steht. Links im Bild sind die Kerzen zu erkennen.
Nachweis

Foto: Lisa Discher

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Maria Große-Schawe (Friedhofsverwaltung) zeigt wie der Automat funktioniert.

Auf einem Friedhof in Osnabrück steht seit Kurzem ein Grablichterautomat. Damit soll vor allem Plastikmüll vermieden werden. Doch auch Menschen mit Behinderung profitieren.

Plastikmüll auf dem Friedhof – kein Einzelfall, sondern ein Problem. Auch auf dem Antonius-Friedhof in Osnabrück sind abgebrannte Paraffinkerzen in Plastikbehältern ein häufiger Anblick. „Ganz schön viel Plastikabfall landet so auf dem Friedhofsmüll“, sagt Stefan Schulte. Sind die Kerzen einmal abgebrannt, finden die Reste samt Plastik da, wo eigentlich nur Grünschnitt entsorgt werden sollte. Das müsste doch auch umweltfreundlicher möglich sein.

Stefan Schulte leitet den Arbeitskreis „Faire Gemeinde“, der sich für den Schutz der Schöpfung und die Unterstützung von Menschen vor Ort einsetzt. Eine Alternative zum Einweglicht fand er bei den Werkstätten der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück (HHO). Menschen mit Behinderung werden hier bei der beruflichen Rehabilitation unterstützt – unter anderem in der eigenen Kerzenmanufaktur.

Ein Mann in grauer Fließjacke hält eine Kerze in die Kamera. Er steht in einer Werkstatt, hinter ihm ein Industrieregal mit gelben Kisten und roten Schubern.
Gruppenleiter Henning Bunjes in der Werkstatt der HHO in Sutthausen. (Foto: Lisa Discher)

Leichte Arbeit mit Sinn

In der entstehen umweltfreundliche Kerzen aus Rapswachs, die wiederverwendet werden können. Denn: Die HHO ist Kooperationspartner einer Firma, die Grablichtautomaten produziert. „Ich habe mich dann direkt bei der HHO gemeldet und gesagt, dass wir Interesse an solch einem Automaten hätten“, so Schulte. Björn Brüggemann, der in den Werkstätten der HHO für den Vertrieb zuständig ist, erinnert sich noch gut an die Anfrage. Damals seien sie noch gar nicht so weit gewesen, dass sie bereits mit der Produktion der Kerzen angefangen hätten. Schließlich brauche es Vorlaufzeit. Gerade bei der Arbeit von Menschen mit Behinderung, die  Brüggemann aus Respekt lieber „Kollegen mit Unterstützungsbedarf“ nennt.

Nahaufnahme einer Angestellten in der Werkstatt HHO in Sutthausen. Gerade lässt sie von einer Maschine ein Loch in den Kerzenstummel bohren, dort kommt später der Docht hinein. Zu sehen sind nur ihre Hände.
In der Werkstatt der HHO in Sutthausen werden auch größere Maschinen bedient. Hier zu sehen: Eine Angestellte am Bohrer. Der bohrt Löcher in die Kerzenstummel . Später kommt hier der Docht rein. (Foto: Lisa Discher)

Es brauche bei ihnen Wertschätzung und Geduld. Langsam und stetig müssten die Abläufe immer wieder gezeigt und erklärt werden. Denn in den Werkstätten handelt es sich um „leichte Arbeit“. Was die Beschäftigten am Dienstag noch konnten, könnte am Mittwoch bereits verlernt sein, erklärt Brüggemann.

Doch die Menschen profitierten von ihrer Aufgabe, sich um die Produktion der Lichter und den allgemeinen Service rund um den neuen Automaten zu kümmern: Kerzen herstellen, Automat befüllen, Kasse leeren, Restwachs abholen.

Eine „abwechslungsreiche, wiederkehrende und sinnstiftende Tätigkeit“ sei diese Arbeit. Vor allem, weil die Menschen rauskämen und nicht nur in der Werkstatt arbeiteten, betont Brüggemann. Auch Henning Bunjes, gelernter Heilerziehungspfleger und Gruppenleiter in der HHO, erlebt die Arbeit als bereichernd. Seit 13 Jahren betreut er seine Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Arbeit in den Werkstätten.

Gut für Mensch und Natur

„Kein Tag hier ist wie der andere“, sagt Bunjes. Außerdem mache die Verbindung von handwerklicher und pädagogischer Tätigkeit den Beruf „zum Erlebnis“. Und das, gibt er zu, sei das Schöne. Mit bunten Schürzen wird in der Werkstatt gearbeitet, die nach frischem Raps riecht. Flüssiges Wachs gießen sie hier in Formen, bedienen große Maschinen, bohren Löcher für den Docht in Kerzenstumpen – immer unterstützt durch Gruppenleiter Bunjes.

Nahaufnahme vom Autmaten. Mit einem Hinweis, wo das restliche Kerzenwachs hinein soll. Zu sehen ist ein roter Schaber am Automaten sowie eine metallfarbene Klappe, dort können die Wachsreste reingeworfen werden. Später werden die dann wieder zu neuen Kerzen.
Hier können die Wachsreste entsorgt werden. Daraus entstehen am Ende wieder neue Kerzen.

Die fertigen Lichter landen dann auf dem Antonius Friedhof im Automaten. Und der funktioniere im Grunde wie ein Kaugummi-Automat, sagt Stefan Schulte: „Münze rein und am Hebel drehen.“ Die Auswahl? Kerzen mit oder ohne Glas und Windfang. Ist ein Glas einmal gekauft, kann es immer wieder verwendet werden.

Und: Die Kerzen aus dem Automaten brennen länger als übliche Einweglichter. Sind sie nach etwa 50 Stunden abgebrannt, hängt am Automat ein kleiner, roter Schaber. Mit ihm lassen sich Wachsreste aus dem Glas entfernen, die in den Werkstätten der HHO im Stadtteil Sutthausen wieder zu neuen Kerzen eingeschmolzen werden.

 

Lisa Discher

Kontakt zur HHO

Björn Brüggemann (Vertrieb) 

Mobil 01 51-40 78 00 82

E-Mail b.brueggemann@os-hho.de