Cityseelsorge in Bremen mit neuen Angeboten

Pastoral ohne festen Ort

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Martin Bruns vor dem neuen Logo des Angebots Resonanzraum
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Foto: Anja Sabel

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Martin Bruns, Pastoralreferent in der Bremer Citypastoral, mit dem Logo des neuen "Resonanzraumes". Foto: Anja Sabel

Mit dem Angebot „Resonanzraum“ hat sich die Citypastoral in Bremen neu aufgestellt. Sie kooperiert mit anderen gesellschaftlichen Akteuren und will damit als Kirche stärker in die Großstadt hineinwirken.

Was gibt dem Leben Sinn? Was ist gerecht? Warum gibt es Leid auf der Welt? Überall dort, wo es um existenzielle Fragen gehe, sagt Martin Bruns, schlage die Stunde der Citypastoral. „Das ist unsere Chance, die Menschen zu inspirieren. Wir merken, dass sie Ankerpunkte und Orientierung suchen, selbst wenn sie aus der Kirche ausgetreten sind.“

Ein interaktives Kunstprojekt wie „Before I die ...“ („Bevor ich sterbe ...“) aus den USA, das seit 2011 weltweit nachgeahmt wird, ist deshalb ganz nach Bruns’ Geschmack: Es bietet Momente zum Innehalten und regt an, sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. An Tafeln können Passanten Wünsche und Träume notieren, die Einträge anderer lesen und darüber ins Gespräch kommen. Und das alles an öffentlichen Orten wie damals auf dem Osnabrücker Domplatz.

Was bewegt die Menschen? Das ist für Martin Bruns, Leiter der Citypastoral in Bremen, eine Schlüsselfrage. Und dafür, sagt er, müsse die Kirche mehr auf den Markt gehen – in Bremen die „gute Stube“ genannt. Bruns hat daran mitgearbeitet, die Citypastoral in Bremen neu aufzustellen. Der wichtigste Punkt: „Wir wollen in Zukunft stärker in die Stadt hineinwirken.“

Praktisch sieht das so aus: Die katholische Kirche bleibt mit „Urbi“, einer Anlaufstelle für Information und Service, verlässlich vertreten – nahe der Propsteikirche St. Johann. Warum „Urbi“? Das lateinische Wort bedeutet „für die Stadt“ und heißt, „dass wir mitten in der Stadt für alle Menschen da sind“, sagt Bruns.

Citypastoral hat etwas von einem Gesamtkunstwerk

Schwerpunkt mit Veranstaltungen und Projekten der Citypastoral wird der „Resonanzraum“ sein. Übrigens ohne festen Ort. „Die Stadt ist unser Resonanzraum“, erklärt Bruns. Die Kirche sei ein Akteur unter vielen Akteuren. Das sporne an, mehr auf Kooperationen zu setzen. So findet beispielsweise die Philosophiewerkstatt mit Pastoralreferent Christoph Lubberich im Presse-Club im Schnoor statt. Bei Lesungen arbeitet die Citypastoral mit der Stadtbibliothek zusammen und kooperiert mit den Museen in der Böttcherstraße. Dort ist bis zum 9. Juni die Ausstellung „Faszination Höhle“ zu sehen. „Kunst und Gebet“ heißt es am Karsamstag mit Gemeindereferentin Anja Wedig. Nach einer Zeit der Stille in der Krypta St. Johann geht es schweigend in die Kunstausstellung zum Thema Höhle. „Draußen zu Hause“: Bruns findet, der Marken-Slogan von Jack Wolfskin passe auch gut zur Citypastoral.

Bauliche Veränderungen haben die citypastoralen Pläne in Bremen beschleunigt. Das Gebäude an der Hohen Straße 6-7, in dem das frühere „AtriumKirche“ untergebracht war, wurde abgerissen, um Platz zu schaffen für eine größere Kindertagesstätte St. Johann.

Was bewirkt die Citypastoral? Martin Bruns spricht von der Notwendigkeit, stärker mit gesellschaftlichen Gruppen in den Dialog zu treten. Dabei sei wichtig, „dass wir der urbanen Sprache mächtig sind und eine gewisse Professionalität mitbringen“. Er nennt die Citypastoral auch eine „Pastoral des kostbaren Augenblicks“, weil manchmal in kurzen Momenten viel passieren kann.

Citypastoral, sagt Bruns, habe durchaus etwas von einem Gesamtkunstwerk, sie könne individuell auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren. Und dann verrät er einen Wunsch, noch ohne konkrete Idee: ein großes interaktives Projekt in der „guten Stube“ Bremens, zusammen mit den evangelischen Kolleginnen und Kollegen – „das wäre schön“.

Anja Sabel