Was uns diese Woche bewegt

Respekt, meine Damen!

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Anja Sabel

Ein früherer Kollege rieb mir mal folgenden Witz unter die Nase: „Warum werden Frauen seit über 2000 Jahren unterdrückt? – Weil es sich bewährt hat!“ Wirklich witzig fand ich das nicht, weil (noch) so viel Wahrheit drinsteckt. Von Unterdrückung spricht heute natürlich niemand mehr. Das geht subtiler: Man(n) hält Frauen klein, beschwichtigt, bietet karge Kompromisse an, hindert sie aber letztendlich daran, gleichberechtigt ihre Talente und Begabungen zu entfalten. Zum Beispiel beim Zugang zu Weiheämtern. Ganz ehrlich: Ich hätte längst die Geduld verloren. 

Umso größer ist mein Respekt vor den Katholikinnen, die den Frauendiakonat fordern und auch nach Jahrzehnten beharrlichen Ringens noch zuversichtlich sind, dass es kein Warten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag ist. 

Sie hatten es schwer in der Vergangenheit, wurden belächelt und verspottet. In einigen Bistümern durften sie lange nicht öffentlich über den Frauendiakonat sprechen, geschweige denn einen Gottesdienst feiern am 29. April, dem „Tag der Diakonin“, den es seit 1998 gibt. Oder gar predigen.

Vieles hat sich zum Positiven verändert. Inzwischen ist ein dritter bundesweiter Fortbildungskurs zu Ende gegangen, angeboten vom „Netzwerk Diakonat der Frau“. Das heißt: Es stehen Frauen bereit zum weiteren Dienst und zur Weihe. Wie zum Beispiel Andrea Tüllinghoff aus Osnabrück, Lehrerin und Referentin im Bereich Weltkirche für das Projekt "Globales Lernen", und Gabriele Kuhlmann, Seelsorgerin im Christlichen Krankenhaus Quakenbrück. Sie werden von Frauen und Männern gleichermaßen ermutigt. Das Bistum hat ihre Fortbildung sogar finanziert.

Mehr Frauen in Leitungspositionen – das wird in der Kirche schon vorbildlich umgesetzt. Aber Charismen, Talente und Berufungen von Frauen beziehen sich nicht nur auf den Verwaltungs- und Leitungsbereich, sondern liegen auch im seelsorglichen und liturgischen Bereich. Für diese diakonischen Tätigkeiten wäre es sinnvoll, die Frauen durch ein Weiheamt anzuerkennen und zu stärken. Es spricht theologisch nichts dagegen. Im Gegenteil. Es müsste eher begründet werden, warum man Frauen dieses Amt nach wie vor verweigert. 

Anja Sabel