Nikolausbesuch im Krankenhaus
Sie rühren Patienten zu Tränen

Der Liturgiekreis des Klosters Bardel besucht jedes Jahr am 6. Dezember Patienten eines Krankenhauses. Fünf Zweiergruppen ziehen als Nikolaus und Knecht Ruprecht durchs Haus. Mit einem Glöckchen kündigen sie sich an.

Der Liturgiekreis Kloster Bardel ist eine eingeschweißte Truppe: Vor 20 Jahren hervorgegangen aus der Katholischen Landjugendbewegung im angrenzenden Kreis Borken, gestalten die 15 Mitwirkenden um Pater Wilhelm Ruhe übers Jahr verteilt verschiedene Gottesdienste in der Kirche des Franziskanerklosters sowie in weiteren Pfarreien. Nach wie vor sind alle Ursprungsmitglieder dabei, kürzlich wurde eine gemeinsame Reise nach Rom unternommen. Ein besonderer Termin für die Frauen und Männer ist stets der 6. Dezember: Dann besuchen die Mitglieder des Liturgiekreises als Nikolaus und Knecht Ruprecht verkleidet das St.-Antonius-Hospital in Gronau (Westf.), um den Patienten eine Freude zu bereiten und die positive Energie der Gruppe an die kranken Menschen weiterzugeben.
Die außergewöhnliche Tradition reicht bis ins Jahr 2003 zurück. Pater Wilhelm erinnert sich: „Ich hatte schon seit vielen Jahren in einer Familie den Nikolaus gespielt. Auf dem Rückweg fuhr ich am Krankenhaus vorbei.“ In jenem Jahr sei ihm dann plötzlich die „Erleuchtung“ gekommen, wie er augenzwinkernd berichtet: Warum nicht auch dort einen Nikolaus-Besuch veranstalten? Im Liturgiekreis sei die Idee zunächst auf Skepsis gestoßen – doch nach einiger Diskussion habe man die Entscheidung getroffen: „Wir machen das!“
Die Aktion hat sich zu einem festen Brauch entwickelt: In fünf Zweiergruppen, die jeweils aus einem Nikolaus und einem Knecht Ruprecht bestehen, ziehen die Teilnehmer am Abend des 6. Dezembers von Zimmer zu Zimmer. Erst erfolgt eine Besprechung mit Krankenhausseelsorgerin Schwester Richara, die Hinweise gibt, welche Räume aufgrund schwerer oder infektiöser Erkrankungen zu meiden sind. Manchmal wird auch zuvor am Hospital eine Messe zum Thema Nikolaus gefeiert, die in die Krankenzimmer übertragen wird.
„Dann gilt es, tröstende Worte zu finden“
Durch das Läuten eines Glöckchens kündigen sich die Nikolaus-Teams auf den Fluren bereits an, ehe sie anklopfen und eintreten. Die Reaktionen der Patienten fallen ganz unterschiedlich aus – für die Liturgiekreismitglieder ist es also jedes Mal spannend, wer und was sie im Zimmer erwartet. Viele Menschen freuen sich, andere sind zurückhaltend. „Manchmal kommen sogar Tränen der Rührung und der Dankbarkeit“, sagt Pater Wilhelm. Häufig erzählten Patienten dann von Nikolaus-Erlebnissen aus ihrer Jugendzeit – aber auch die eigene Krankheit werde oft thematisiert: „Dann gilt es, tröstende und aufmunternde Worte zu finden.“ Natürlich werden auch Gedichte aufgesagt und Lieder angestimmt. Ein Klassiker: „Niklaus, komm’ in unser Haus.“ Den Mitgliedern ist es deshalb wichtig, dass die Besuche zwar auch mit Humor, doch insgesamt respektvoll und andächtig vonstattengehen. Ebenso legen sie Wert auf anständige Kostüme: Das Nikolaus-Gewand von Pater Wilhelm etwa ist schon mehr als 100 Jahre alt.
Nicht nur für die Patienten, auch für die „Nikoläuse“ sind die Besuche bereichernd, wie Dorothee Temminghoff und Birgit Kleverth vom Liturgiekreis bestätigen: „Man ist über die Jahre sicherer geworden und an sich selbst gewachsen“, so Temminghoff. Und Kleverth schildert: „Ich fahre danach immer positiv ergriffen nach Hause. Zwar wurde ich mit Leid konfrontiert, aber es war eine gute Sache.“
Karten mit hoffnungsvollen Gedanken und Genesungswünschen
Nach etwa zwei Stunden ist die Aktion beendet und die Mitwirkenden lassen den Abend gemütlich ausklingen. Damit die Freude über die Nikolaus-Visite bei den Patienten noch etwas nachhallt, lassen die Besucher kleine Aufmerksamkeiten da – zum Beispiel Karten mit hoffnungsvollen Gedanken und Genesungswünschen. Die Ausführenden erhalten ihrerseits eine Anerkennung vom Haus.
Auch in diesem Jahr werden die „Bardeler Nikoläuse“ wieder im St.-Antonius-Hospital unterwegs sein, und so wie es aussieht, wird sich das künftig so schnell nicht ändern. „Wir machen das wirklich gern, aber nicht unsertwegen“, sagen die Liturgiekreismitglieder. Und vielleicht – so deutet Pater Wilhelm an – könnte die Aktion ja auch als Anregung für andere Gemeinden dienen, ähnliche Projekte zu starten.
Sebastian Hamel