Anfrage

Taufpaten, Taufzeugen und die Frage der Konfession

Muss ein Taufpate Mitglied der katholischen Kirche und gefirmt sein? Wenn ja: Warum darf ein evangelischer Christ es nicht? Und: Braucht es überhaupt Paten oder genügen Taufzeugen?

Ein italienisches Bistum hat es im Jahr 2020 vorgemacht: Es hat die Taufpaten abgeschafft, zumindest auf Probe, weil die Verantwortlichen der Meinung waren, dass das Patenamt seinen Sinn verloren hat. Sie durften das, denn gemäß Kirchenrecht (Canon 872) sind Paten eine Kann-Vorschrift; wenn es keine gibt, wird trotzdem getauft.

Den Sinn des Patenamtes findet man in der Frühzeit der Kirche, als Erwachsene zum christlichen Glauben kamen. Jedem, der sich taufen lassen wollte, wurde ein erprobter Christ an die Seite gestellt, um den Bewerber in den Glauben einzuführen. Diese Zeit, das sogenannte Katechumenat, dauerte oft ein ganzes Jahr, da wächst Beziehung. Deshalb führte der Pate seinen Täufling nicht nur zur Taufe, sondern blieb ihm auch danach ein Begleiter in Lebens- und in Glaubensfragen.

Als die Kirche zur Kindertaufe überging, verlor das Patenamt diesen Sinn, denn für die Einführung in den Glauben sind nun vor allem die Eltern zuständig. Wichtig wurde jetzt soziale Verantwortung. So übernahmen Gutsherren Patenschaften und finanzierten zum Beispiel den Schulbesuch. Oder Verwandte erklärten sich mit der Patenschaft bereit, das Kind großzuziehen, falls die Eltern sterben. Alles heute wenig relevant.

Das Kirchenrecht definiert Paten immer noch als Wegbegleiter im Glauben – im katholischen Glauben. Deshalb müssen sie katholisch getauft sein, gefirmt und nicht ausgetreten. Freunde oder Verwandte, die diese Kriterien nicht erfüllen, können zusätzliche Taufzeugen sein (Canon 874 §2). Ist das sinnvoll? Ich komme aus dem Ruhrgebiet und wage mal einen Fußballvergleich: Wer für Dortmund begeistern will, sollte nicht im Schalke-Trikot auftreten. Aber, ja, für Fußball an sich könnte man in beiden Trikots werben.

Jungen Eltern sind diese Regeln auch deshalb schwer zu erklären, weil die Begleitung im katholischen Glauben für die meisten nicht im Vordergrund steht. Vielmehr geht es um die besondere persönliche Beziehung – zum Kind und zu den Eltern. Das bemängelte der italienische Bischof und setzte deshalb das Patenamt aus.

Susanne Haverkamp