Begegnung von Firmbewerbern und Bischof Gerhard Feige

Unterwegs ins Leben

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80 Firmbewerber aus zehn Pfarreien tauschen sich dieser Tage mit Bischof Gerhard Feige über ihr Leben, die Welt und den Glauben aus. Die Jugendlichen konnten sich eines von zwei Wochenenden in Roßbach aussuchen.


Jugendliche und Bischof Gerhard Feige holten nach und nach persönliche Dinge aus einer Schatztruhe und erläuterten sich gegenseitig und den Zuhörern, warum sie ihnen in ihrem Leben wichtig geworden sind. | Foto: Eckhard Pohl

 

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Christ schnell zum Außenseiter werden kann. Dass der Bischof das angesprochen hat, fand ich sehr gut“, sagt Jakob (15) aus Dessau-Roßlau. „Ich spiele im Verein Fußball und bin, weil ich ein Kreuz um den Hals trage, schon verwundert darauf angesprochen worden: ,Was, du bist kirchlich? ...‘ Ich bin gern Christ, aber es ist manchmal auch nicht ganz einfach“, so der Pfadfinder. Auch Luzie (15) aus Burg ist von der zweistündigen Begegnung mit dem Bischof angetan. „Mir hat gefallen, dass er gesagt hat: Wir sollen ernst nehmen, dass wir mit Gott leben wollen.“ Selbst unter jungen Christen sei es nicht für alle selbstverständlich, wirklich an Gott zu glauben, hat die 15-Jährige im Gespräch mit Gleichaltrigen erlebt. „Cool“ fand Luzie auch die Gesprächsrunde mit Gerhard Feige, bei der sich Jugendliche und Bischof gegenseitig persönliche Schätze vorstellten und was sie damit in ihrem Leben verbinden.
Unter dem Motto „Unterwegs: Leben ist Aufbruch“ sind an zwei Januar-Wochenenden zur Auswahl alle Jugendlichen, die 2018 im Bistum gefirmt werden, zu gemeinsamen Tagen ins Jugendhaus in Roßbach eingeladen. Das erste Angebot fand jetzt vom 19. bis 21. Januar mit 61 Jugendlichen statt. Ein wichtiger Programmpunkt ist die Begegnung mit Bischof Feige, der sie im Laufe des Jahres firmen wird. Die Verantwortlichen der Arbeitsstelle für Jugendpastoral haben dafür ein vielfältiges Angebot erarbeitet, das sie Jahr für Jahr weiterentwickeln.

Besorgt, wie es mit der Welt weitergeht
Nach der Lied-Bitte „Atme in uns, Heiliger Geist“ und einer kurzen Vorstellungsrunde der Firmlinge und des Bischofs waren die jungen Leute am Samstagnachmittag zunächst eingeladen, sich zu Thesen zur Zukunft, zur eigenen Lebenseinstellung und zur Kirche zu positionieren. So stimmte etwa ein erheblicher Teil der jungen Leute der Aussage zu, „Ich habe Angst, wie es mit der Welt weitergeht.“ Unterschiedlich waren die Reaktionen auf „Am Ende wird alles gut.“ oder: „Die Kirche hilft mir dabei, Antworten auf meine Fragen zu finden.“ Bei der These „Ich bin mir sicher, dass ich mich firmen lassen möchte.“ waren einige Firmlinge unsicher.
Für viel Interesse sorgte die bereits von Luzie erwähnte Aktion, bei der sich sieben Firmlinge und der Bischof gegenseitig persönliche Schätze und deren Bedeutung für ihr Leben vorstellten: Fotoapparat, Gitarre, eine Muschel, eine Kiste mit Malstiften, Tischtennisschläger, Vielfachwerkzeug oder Notenpartitur waren die Schätze der Jugendlichen. Der Bischof seinerseits erzählte zum Beispiel, was er mit einem Einkaufsbeutel mit Aufdruck vom Katholikentreffen 1987 oder mit einem Kreuz aus der Ukraine verbindet und dass er bei seiner Abiturfeier in Halle einen Eichenlaubkranz auf den Kopf gesetzt bekam.
Im Montagsmaler-Wettstreit hatten dann eine aus dem Bischof und anwesenden Seelsorgerinnen und Seelsorgern bestehende Gruppe und ein Jugendlichen-Team Begriffe aus dem kirchlichen Leben zu erraten. Knappe Sieger wurden die Erwachsenen, die ihre Preise aber an die Jugend weiterschenkten. Nach dem Lied „Wagt euch zu den Ufern ...“ wurden dem Bischof Fragen gestellt: „Haben Sie schon mal daran gezweifelt, dass es Gott gibt?“ „Waren Sie schon mal verliebt?“ „Ist das Theologiestudium noch zeitgemäß?“ wollten die Jugendlichen wissen. Aber auch: „Sollte sich die Kirche aus der Politik heraushalten?“, was Feige etwa im Blick auf ethische Fragen entschieden zurückwies, aber auch betonte, dass Kirche nicht in allen Fragen kompetent sei. Am Ende schließlich ermutigte der Bischof die Schüler, sich bewusst für ein Leben aus dem Glauben zu entscheiden, und segnete sie und ihre Begleiter.

Theaterbesuch, Aktionen und Eucharistiefeier
Das Wochenende hatte am Freitag für die Hälfte der Teilnehmer mit dem Besuch der Naumburger Inszenierung von TSCHICK, einem Roman über zwei 14-jährige Abenteurer begonnen. (Die andere Hälfte besuchte mit Bischof Feige das Stück und das anschließende Gespräch mit den Schauspielern am Samstagabend.)
Am Samstagvormittag gab es Workshop-Angebote. Luzie zum Beispiel gestaltete mit anderen zum Thema „Unterwegs“ einen Mini-Film über einen Jugendlichen, der zu Hause auszieht. Jakob sammelte bei einer Straßenbahnfahrt durch Naumburg Symbolfotomotive zum Thema „Aufbruch“ und stellte sie mit entsprechenden Texten zu einer Bilderserie zusammen.
Mit der Eucharistiefeier am Sonntag endeten abwechslungsreiche Tage. Luzie und Jakob haben dabei nicht zuletzt auch neue Leute kennengelernt. Sie und alle Firmlinge sind nun eingeladen, auch zu anderen Angeboten ins Jugendhaus zu kommen.

Von Eckhard Pohl