Generalvikar Don Cesare Lodeserto aus Moldau besuchte Leipzig

„Wir sind das Hinterland des Krieges“

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Generalvikar Don Cesare Lodeserto aus der Republik Moldau besuchte am Sonntag St. Trinitatis in Leipzig. Er dankte für die Unterstützung der Flüchtlingsarbeit und betonte, wie wichtig die Hilfe aus Deutschland ist.

Don Cesare Lodeserto sprach den Leipzigern großen Dank aus.
Foto: Ruth Weinhold-Heße

Die Republik Moldau ist das ärmste Land Europas und ringt um eine eigene Identität. Der Krieg im Nachbarland Ukraine führt seit letztem Jahr noch einmal zu enormen Herausforderungen. Davon berichtete der Generalvikar des Bistums Chisinau, Don Cesare Lodeserto, der am vergangenen Wochenende das Bistum Dresden-Meißen besuchte. Die Priester aus dem ostdeutschen Bistum unterstützen seit Langem die Priester in Moldau. Im Mittelpunkt des Besuchs stand ein Treffen mit der Prop­steigemeinde Leipzig, die seit Kriegsausbruch die soziale Arbeit im Bistum Chisinau durch Spenden unterstützt.
Lodeserto dankte der Gemeinde und sagte: „Das Geld ist nicht das Wichtigste. Wir danken euch, dass ihr hinter uns steht und für uns betet.“ In einer Gesprächsrunde erzählte der Italiener, der seit 21 Jahren in Moldau lebt: „In unserer Suppenküche von Regina Pacis haben wir vor dem Krieg rund 250 Menschen versorgt. Jetzt sind es 1­250.“ Dabei unterstützt die katholische Kirche, zu der nur ein Prozent der Bevölkerung gehört, die Armen aus Moldau und Flüchtlinge aus der Ukraine, vowiegend Kinder und Frauen mit einer unsicheren Zukunft. Neben dem Essen hilft Regina Pacis auch bei Verwaltungsfragen oder der Suche nach Arbeit. Der Staat Moldau tue nichts für die Armen, die Hilfsorganisation müsse sogar Steuern auf das zahlen, was sie leiste. „Wir als Kirche müssen etwas tun, wir können nicht untätig bleiben,“ fasst es Lodeserto zusammen. „Wir haben beschlossen, bei den Flüchtlingen zu bleiben.“
Um die Arbeit stemmen zu können, hätten sie ein Netzwerk aufgebaut, bekämen Spenden und Hilfsgüter. Auch sind vier Schwestern von Mutter Teresa nach Chisinau gekommen und seien für ihn ein Vorbild in ihrer Gelassenheit und ihrem Gottvertrauen. Der Generalvikar erzählt, dass es harte Arbeit sei, so viele Menschen zu versorgen, sie aber dafür Zeuge von Wundern würden: „Der große Topf mit Suppe wird nie leer.“
Lodeserto berichtet aber auch eindrücklich, wie das Land Moldau immer mehr hineingezogen wird in die Krise im Nachbarland. Einerseits betrage die Inflation zur Zeit 34 Prozent, die Energieknappheit mache vielen Menschen zu schaffen. Das ist eine enorme Belastung, denn das Bruttosozialprodukt sank nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf einen Bruchteil und hat sich seitdem nicht erholt.
Zudem lebten seit Kriegsbegginn zeitweise bis zu 700 000 Flüchtlinge im Land, wobei die Republik Moldau selbst nur 2,5 Millionen Einwohner hat. Der Flughafen Chisinau ist strategisch wichtig für die Ukraine geworden, auf der anderen Seite achtete Russland den Luftraum über Moldau nicht und bombardiere die Ukraine vom Schwarzen Meer aus – über Moldau hinweg.
Zur Zeit regiert eine prowestliche Regierung in Moldau, in der prorussischen Region Transnistrien sind aber rund 1400 russische Soldaten stationiert. Viele befürchten, dass Moldau das nächste Angriffsziel Russlands ist. „Wir arbeiten immer wieder an und für den Frieden,“ sagte Lodeserto.

Von Ruth Weinhold-Heße