Würdigung für stillen Einsatz

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In Osnabrück hat kürzlich ein Neubau den Namen Johanna Rechtien Haus erhalten. Die mutige Frau war eine Helferin der Lübecker Märtyrer.


Eine gute Adresse ist das Johanna Rechtien Haus in Osnabrück. | Foto: Thomas Osterfeld

 

VON LUZIA ARLINGHAUS

In Osnabrück hat die Wohnungsbaugesellschaft des Bistums Osnabrück, das Stephanswerk, in knapp anderhalb Jahren Bauzeit ein Haus errichtet, in dem soziales Engagement ein Zuhause hat. Es ist Johanna Rechtien gewidmet, deren Leben eng mit den Lübecker Märtyrern verbunden war. Sie starb 1991 in Osnabrück.

„Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen“ zitierte Johannes Baune, Geschäftsführer des Stephanswerks aus Jesaja 43,1. Er wies dabei auf eine große Gedenktafel, auf der die Namensgeberin des Neubaus an der Johannisstraße zu sehen ist. Anlässlich der Einweihung des Hauses war unter anderem Maria Christiane Heidtmann vom Arbeitskreis 10. November aus Hohenwestedt angereist. Sie kannte die Schwester von „Fräulein Johanna“, wie Johanna Rechtien in der Pfarrgemeinde genannt wurde. Ihr eigener Großvater war zur selben Zeit vom NS-Regime  inhaftiert worden wie die Lübecker Märtyrer.

Rechtien war von 1933 bis 1954 Haushälterin im Pfarrhaus der Lübecker Herz Jesu Kirche. Später, als die drei Kapläne Johannes Prassek, Eduard Müller, Hermann Lange und Pastor Karl Friedrich Stellbrink im Gefängnis saßen, war sie es, die Hostien und Wein hineinschmuggelte und geheime Nachrichten – sogenannte Kassiber – hinein- und hinausbrachte.

Für sie sei es „zutiefst berührend“ gewesen, die Kassiber, die Johanna Rechtien den Kaplänen im Gefängnis heimlich zugeschoben hatte, in den Händen zu halten, sagte Heidtmann. Zumal es für Johanna Rechtien äußerst gefährlich gewesen sein müsse, die Zettel mit den geheimen Botschaften aufzubewahren, anstatt sie sofort zu vernichten.

Die Schwester Rechtiens und andere Zeitzeugen, so berichtete Maria Christiane Heidtmann, hätten ihr erzählt, dass Fräulein Johanna das Pfarrhaus stets für jeden offen gehalten habe. Die Mitglieder des Arbeitskreises 10. November seien nun froh über „die Würdigung des mutigen und stillen Einsatzes Rechtiens“ durch die Benennung des Hauses an der Johannisstraße.

Im Erdgeschoss hat die Verwaltung des in der Nachbarschaft befindlichen Christlichen Kinderhospitals seine Büros. Das Haus sei eine große Bereicherung für das Hospital, sagt die zuständige Pflegedirektorin. Denn die Räume im Krankenhaus, in denen vorher die Verwaltung ihre Büros hatte, könnten nun zukünftig als Patientenzimmer genutzt werden. Das zweite und dritte Geschoss sowie das kleinere Staffelgeschoss des Johanna Rechtien Hauses besteht aus kleineren Wohnungen und Appartements, die an Studenten vermietet werden sollen.

Zur Segnung sprach Generalvikar Ulrich Beckwermert ein Gebet. „Ein sicherer Hort soll das Johanna Rechtien Haus sein und damit in die ganze Stadt hineinwirken“, sagt er. Das Johanna Rechtien Haus sei nicht nur als eine katholische Einrichtung gebaut worden, sondern stehe für wahre Ökumene und die Leistung von Frauen in der Kirche.