Zeltlager ohne Zelt? Geht nicht.

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Zeltlager bei Sonnenuntergang
Nachweis

Foto: Julia Klich

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Schlaft gut! Im Zeltlager hat man kein Dach über dem Kopf – man ist die ganze Zeit draußen. Aber im Zelt ist es trocken, sicher und urgemütlich. 

Endlich wieder Zeltlager pur – nach drei Coronajahren. Aber plötzlich gab es ein Problem: fehlende Zelte. Für viele katholische Jugendgruppen aus dem Norden drohte das Lager auszufallen. Aber es kam anders.

Wer ins Zeltlager fährt, braucht nicht viel. Einen Schlafsack, eine Matte, Zahnbürste, einen Rucksack mit dem Nötigsten. Man braucht eine Wiese, man braucht eine Gruppe von Gleichaltrigen, man braucht fähige Gruppenleiter. Und, ganz wichtig: Man braucht Zelte. Und das war Anfang des Jahres ein Problem. Nach drei Corona-Sommern war die Vorfreude bei Kinder- und Jugendgruppen groß. In den Sommerferien sollte das Zeltlager endlich wieder unbeschwert stattfinden. Umso härter traf Ende Februar viele Gruppen eine Nachricht der Elbe-Werkstätten: Der langjährige Zeltverleiher hatte im Rahmen der Katastrophenhilfe sämtliche Zelte in die türkischen Erdbebengebiete geschickt. Sichergeglaubte Lager standen damit wieder auf der Kippe.

Sofort setzten die Ehrenamtlichen alle Hebel in Bewegung, um schnell und ohne viel Geld für Ersatz zu sorgen. Die Katholische Jugend in Neumünster stellte eine Online-Plattform zur Verfügung, auf der sich betroffene Gruppen austauschen konnten. Wer über eigene Zelte verfügte, gab an, wann man sie ausleihen könnte. Wer auf der Suche war, teilte mit, wann es welchen Bedarf gäbe. „Es zeigte sich leider sehr schnell, dass es so nicht klappen würde, alle Gruppen mit ausreichend Zelten zu versorgen. Neun Gruppen aus Hamburg und Schleswig-Holstein standen immer noch ohne Zelte da“, erinnert sich Eva Weßbecher vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). „Als Dachverband katholischer Jugendverbände ist es uns aber wichtig, dass möglichst viele junge Menschen an Freizeiten teilnehmen können.“

Wie viele Gruppen sind in Not? Tagelang wurde telefoniert und im Internet gesucht. „Interessanterweise standen eigentlich nur katholische Gruppen vor diesem Problem“, berichtet Eva Weßbecher. „Einige Gruppen konnten wir auf den Bremer Landesjugendring verweisen und mit Hilfe der Hamburger Sozialbehörde zwei Großzelte für die Katholische Studierende Jugend (KSJ) anschaffen. Am Ende mussten wir jedoch feststellen, dass es auch in der weiteren Umgebung keine anderen Zeltverleiher gibt.“

Der entscheidende Tipp kam am Ende von der KSJ, die selbst für sechs Freizeiten Zelte brauchte. „Mit dem FEZ-Berlin hatten wir eine Einrichtung gefunden, die zu bezahlbaren Preisen Zelte verleiht“, erzählt Fryderyk Zoltkowski aus dem Lager-Team der KSJ. „Nun standen wir nur noch vor der Frage, wie wir 41 Großzelte von Berlin nach Hamburg bekommen und wie wir die Verteilung vor Ort gestalten.“ 

Ein Zeltdach über dem Kopf – für 500 Köpfe

Aber es fand sich eine geeignete Spedition. Die Kosten übernahm der BDKJ, um die Jugendgruppen von zusätzlichen Belastungen zu verschonen. Inzwischen haben die Zelte ihren ersten Einsatz hinter sich und stehen bereits auf dem nächsten Zeltplatz. „Wir hoffen auf besseres Wetter im August, damit wir die Zelte sauber und trocken wieder abgeben können“, gesteht Eva Weßbecher. „Vor allem aber freuen wir uns, dass sich Jugendverbands- und Gemeindegruppen gegenseitig unterstützt haben und wir damit über 500 jungen Menschen eine unbeschwerte Zeit ermöglichen konnten. Dafür sind wir den vielen helfenden Händen dankbar, die das möglich gemacht haben und noch werden, wenn wir die Zelte Ende August wieder einpacken müssen.“

Neun Lager bekamen auf diese Weise rechtzeitig Zelte. Im Erzbistum Hamburg gibt es in diesem Sommer 26 Zeltlager, organisiert von Gemeinden, Jugendverbänden wie KJG, KSJ oder DPSG. Das größte Lager beginnt in diesen Tagen in Schleswig-Holstein. 19 Pfadfinderstämme lagern dann gemeinsam in Eggebek in Schleswig-Holstein. 

Oliver Trier/ahü