Anstoss 03/2018

Zwei Hände

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Zwei Hände, die sich berühren. Eine alte und eine junge. Beides Hände von Männern. Von Vater und Sohn. Es ist eine berührende Fotoausstellung, die derzeit im Magdeburger Kunstmuseum "Kloster unserer lieben Frauen" hängt.


Philipp Toledano, in New York lebender britischer Fotograf, hat sich und seinen alten Vater über drei Jahre fotografiert. Herausgekommen ist eine Serie, die mit dem Begriff liebevolle Beziehung nur schwach wiedergegeben ist. Als seine Mutter starb, merkte Toledano, dass die Mutter die Krankheit seines Vaters bis zu ihrem Tod vor ihm verborgen hatte. Der Vater hat kein funktionierendes Kurzzeitgedächtnis mehr. Er vergisst das meiste von dem, was er gerade erlebt hat. Er geht zum Briefkasten, um die Post zu holen, kommt zurück und geht sofort wieder los. Wenn er nach seiner Frau fragt und die Antwort bekommt, dass sie gestorben sei, ist er voller Schock und Schmerz. Irgendwann antwortet Toledano, seine Frau sei in Paris, um ihren kranken Bruder zu pflegen und der Vater ist glücklich.
In den verbliebenen Jahren pflegen Toledano und seine Frau nun selbst den Vater. Er pflegt ihn, lacht und weint mit ihm. Er erzählt ihm stolz von seinen Erfolgen, und muss die gleichen Geschichten immer wieder erzählen. Aus den Bildern spricht eine Freude am Leben, die auch das alt und gebrechlich Werden mit einschließt. Weil es zum Leben dazugehört.
Für den Betrachter zeigt sich eine einfühlsame Vater-Sohn-Beziehung in Bildern und kurzen Texten, die eine Lebensbeziehung abschließt und die erst mit dem Tod des Vaters endet. Hierfür findet Toledano ein hoffnungsvolles Bild, das den Tod nicht das letzte Wort haben lässt. Ein Fenster mit Vorhang ist zu sehen, darunter ein kurzer Text: „Gestern starb mein Vater. Ich verbrachte die ganze Nacht bei ihm, hielt seine Hand und hörte auf seine Atemzüge. Ich fühle mich glücklich, dass wir diese letzten drei Jahre gemeinsam verbrachten. Jetzt ist er nach Paris gegangen, um meine Mutter zu treffen.“
Bis zum 18. Februar ist die Ausstellung im Magdeburger Kloster unserer lieben Frauen zu sehen.

Mehr im Internet: shapeandcolour.files.wordpress.com/2008/07/days2.jpg und www.spiegel.de

Guido Erbrich, Biederitz