Anstoß 16/2025
Durchatmen
Im Gazastreifen wird weiter gehungert und gestorben, trotz so vieler internationaler Bemühungen. Diese weltweite Hilflosigkeit macht mich rasend und ich bete inständig, dass Gott uns einen Weg zeigt, der so etwas wie einen Hoffnungsschimmer in Sicht bringt.
Das wäre Grund genug, keinen lustigen Sommer-Anstoß zu schreiben. Im Augenblick beschäftigt mich aber auch das Gespräch mit einem jungen Mann. Ganz offen gibt er zu, dass er nicht glaubt und bestätigt, was ich durch Zahlen und Statistiken längst weiß. „Wir sehen das Leben heute mehr wissenschaftlich und nicht so wie die Kirche“, erklärt er mir. Wann ist es passiert, dass eine ganze Generation – vielleicht nicht nur eine – meint, die Wissenschaft beantworte alle wesentlichen Fragen, die unser Leben betreffen.
Ich glaube, es reicht nicht, dagegen immer neue pastorale Ideen und Projekte auf den Markt zu werfen. Vielleicht braucht es einfach Pfarrer, die selbstverständlich Zeit haben für ihre Erstkommunionkinder, für Familienbesuche oder Gespräche mit Firmbewerbern. Seelsorger, die nicht nur Ehrenamtliche zu Krankenbesuchen befähigen, sondern sich selbst Zeit nehmen, um Kranke zu besuchen.
Ich gebe zu, dass das eine harte Nuss ist. Dafür brauche ich eine Auszeit, um meine Gedanken zu sortieren und nicht nach dem nächsten Strohhalm-Projekt zu greifen. Vielleicht braucht das die Kirche als ganze auch: Durchatmen, zur Besinnung kommen und das Wesentliche in den Blick nehmen.
Das wünsche ich mir für mich, für die Kirche und für alle, in deren Leben Dinge unklar und unlösbar erscheinen.