Anstoß 16/2023

Halleluja!

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„Wegen Trauerfall geschlossen!“ – so ein Schild am Eingang des Restaurants und das zu Ostern. Ich kenne den Besitzer, der unerwartet gestorben ist und ich kenne seine Frau.

Josef kleine Bornhorst
Prior des Dominikanerklosters in Leipzig

Ich erinnere mich an das Trauergespräch, weil in mir die Frage aufkam, wie schwer für sie und die Familie es jetzt zu Ostern und in der Osterzeit sein muss, das Halleluja zu singen.
Wie geht das zusammen, die Osterlieder der Freude und Hoffnung zu singen, in solchen traurigen Tagen? Was bedeutet in diesen Zeiten das Halleluja, das doch übersetzt „Lobt Gott!“ heißt. Wie kann ich in traurigen Situationen Gott loben und „Halleluja, Jesus lebt!“ singen, wo der Familie eher nach Trauer und Heulen zumute ist?
Eine Antwort auf meine Fragen gab mir die Witwe im Gespräch. Sie sagte zu mir: „Pater Josef, ich muss ihnen sagen: Das Osterhalleluja gehörte immer wie selbstverständlich dazu, auch in den Kriegsjahren des Bosnienkrieges“, in dem sie ihre Brüder verlor und vor dem sie nach Deutschland floh, „auch damals, ja immer, haben wir das Osterhalleluja gesungen, mit Leibeskräften. Das gab mir, das gab uns als Familie auch in den schweren Stunden Trost und Kraft und zumindest etwas Hoffnung, inmitten des schrecklichen Leids.“
Diese kleine Erfahrung und ähnliche Begegnungen durfte ich immer wieder in meinem Leben als Priester und Seelsorger machen, wo Menschen auch inmitten der Trauer kraftvoll mitgesungen, mitgebetet haben und daraus Mut schöpften. Aber natürlich gibt es auch das Gegenteil. Vielen fällt es schwer, in solchen Tagen das Halleluja zu singen. 
Doch der Witwe hat das Osterhalleluja scheinbar Kraft gegeben, Trauer, Angst und das Leid zu verwandeln. Lieder haben mitunter diese Kraft. Das gemeinsame Singen kann Mut und Zuversicht geben, gegen alle Trauer des Herzens anzukämpfen. Nicht, weil wir die Wirklichkeit ausblenden, sondern weil Ostern und die Lieder stark genug sind, die Fesseln des Todes zu sprengen und die dunkle Nacht in Licht zu verwandeln.
So auch das Halleluja aus dem „Messias“ von Georg Friedrich Händel. Er komponierte dieses Werk nach langer schwerer Krankheit. So erklingt es als großes Dankgebet.

Pater Josef kleine Bornhorst