Anstoß 23/2024

Spielfreude

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Sascha ist gerade neun Jahre alt geworden. Nach dem 24. Februar 2022 ist er mit seiner Mama aus der Ukraine geflohen und hat bis vor kurzem in Dresden gelebt. In seiner Schule galt er als verhaltensauffällig. Sascha tickte plötzlich aus und schlug wild um sich.

Porträt Lissy Eichert
Lissy Eichert, Berlin
„Wort zum Sonntag“-Sprecherin

Die Schulsozialarbeiterin war so ratlos, dass sie einen Schulverweis erwog. Doch dann rettete ein freiwilliger Helfer die Situation. Er nahm Sascha zum Fußballspiel mit. Der Junge fand Gefallen am Sport und geht nun drei Mal in der Woche zum Training. Die Gemeinschaft mit Gleichaltrigen, klare Regeln und Grenzen, die Faszination Fußball und ein verständnisvoller Trainer scheinen Sascha einen Rahmen zu geben, in dem er ein glücklicher, unbeschwerter Junge sein kann.

Ich lernte Sascha bei einem Familientreffen kennen. Er übersetzte für seine Mutter. Es war ein heißer Tag und Sascha trug ein Basecap. Nach viel „Blabla“ war Sascha froh, sich endlich bewegen zu können. Er wollte Fußball spielen. Weil er keinen fand, spielte er mit seinem Basecap. Er kickte es vor sich her. Mich faszinierte, dass er ganz im Spiel war, voll bei der Sache. Er lachte über den Schwung, mit dem er sogar eine Mütze richtig weit schießen konnte.

Spielen verbindet! Ist es nicht ermutigend, wie gerne wir Menschen spielen, von Jung bis Alt? Da wir nach dem Bild Gottes geschaffen sind, liegt es nahe, dass auch Gott eine spielerische Seite hat. In einem Psalm heißt es, Gott habe den Leviatan, ein Meeresungeheuer, nur erschaffen, um mit ihm zu spielen (Ps 104,26).

In Berlin kenne ich einige Initiativen, die am Wochenende nachts für Jugendliche Sport anbieten, damit sie in der Zeit nicht auf dumme Gedanken kommen. Das passt zum Leviatan. Gott könne seiner chaotischen Macht eine Grenze setzen (vgl. Sprüche 8,29). Im Spiel wird sogar dieser Leviatan gezähmt.

 

Lissy Eichert