Kirche und Welt

Mit starker Stimme

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Kirche und Politik
Nachweis

Kirche und Politik arbeiten unter anderem im Bereich der Polizeiseelsorge, Flüchtlingshilfe, Kinderbetreuung und den Schulen zusammen (Bild: Getty Images).

Kirche und Staat sind in vielen Feldern aufeinander angewiesen. Die Katholischen Büros in Hessen und Rheinland-Pfalz möchten für ein gutes Miteinander sorgen. Vor der Wahl betonen sie, worauf es ihnen ankommt.

Die Zahl der Mitglieder sinkt und die Gesellschaft wird pluraler, aber gefragt ist die Meinung der katholischen Kirche in der Politik bei bestimmten Themen weiterhin. Das ist die Erfahrung, die Tonke Dennebaum macht, Leiter des Katholischen Büros in Hessen. „Wir bekommen – wie auch Verbände, Gewerkschaften und viele andere Organisationen – Anfragen aus der Landespolitik mit der Bitte um Stellungnahme. Unser Anliegen als Kirche ist es dann, dass wir keine bestimmten Partikularinteressen verfolgen, sondern das große Ganze im Blick haben. Mein Eindruck ist, dass das auch geschätzt wird. Bei uns gibt es viele engagierte Menschen, die sich etwa in der Flüchtlingshilfe oder anderen Bereichen des Ehrenamts gut auskennen“, erklärt er.

Kirche und Staat sind zwar getrennt, aber es gebe viele Bereiche, in denen sie zusammenarbeiteten. Aufgabe des Katholischen Büros sei es, „die Bedingungen der Zusammenarbeit zu besprechen und manchmal mit auszuhandeln“, führt Dennebaum aus. Er ist im Gespräch mit den Landesinstitutionen, Parteien, Gewerkschaften und Verbänden. Gleichzeitig unterstützt das Katholische Büro die Bistümer bei der Koordination ihrer Zusammenarbeit. Es geht um Schulen oder die Umnutzung von Kirchen. Schon lange gibt es etwa die gemeinsame Fortbildung für Lehrkräfte der Bistümer Mainz, Fulda und Limburg.

Angefragt bei ethischen Themen

Derzeit würde die Kirche ihre neue Rolle in der Gesellschaft klären, sagt Dennebaum. „Bei einigen Fragen hat die Kirche eine starke Stimme und die möchten wir einbringen: Wie gehen wir mit den Schwächsten in der Gesellschaft um, dem ungeborenen Leben, den Pflegebedürftigen? Welche Rolle hat die Abschiebebeobachtung am Frankfurter Flughafen?“. Die Gesellschaft sieht er vor Herausforderungen. „Manche Selbstverständlichkeiten sind verloren gegangen, das beschäftigt besonders junge Menschen. Wie sieht es etwa mit der Frage von Krieg und Frieden aus? Die wirtschaftliche Lage ist unsicher und die politische Lage kompliziert. In manchen unserer Nachbarländer sind extreme Kräfte an der Regierung. Da sind auch wir als Mitglieder der Kirchen gefragt, uns aktiv für das demokratische Gemeinwesen einzusetzen“, fordert Dennebaum.

Der Leiter des Katholischen Büros in Rheinland-Pfalz, Dieter Skala, erklärt, dass die Politik anfragen würde, gerade wenn es um ethische Themen geht. „Es gibt nicht mehr viele Organisationen mit so vielen Mitgliedern, die Werte vermitteln“, sagt er. Vertreter der Kirchen sind Mitglied in Beratergremien zu Themen wie Migration, Familien, Abschiebehaft oder der Landeszentrale für politische Bildung. Auch gebe es informelle Begegnungen mit Abgeordneten.

Eine Herausforderung sei, dass die Finanzkraft der Kirche abnimmt. „Die Kirche unterstützt den Staat bei seinen Aufgaben. In Rheinland-Pfalz sind etwa 70 Kitas in katholischer Trägerschaft. Wir sind in Verhandlungen, wie wir es zukünftig noch leisten können“, erklärt Dieter Skala. Auch er sorgt sich um die erstarkenden nationalistischen Kräfte. „Wo sich Demokraten versammeln, da ist unser Platz. Wir sind seit einigen Jahren unter anderem auch Mitglied im ‚Bündnis Demokratie gewinnt‘ des Landes“, sagt er.

Theresa Breinlich
Zur Person

Tonke Dennebaum aus Mainz leitet seit 2023 das Katholische Büro in Hessen. Zuvor war er Regens im Bistum Mainz.

 

Zur Person

Dieter Skala leitet seit 2013 das Katholische Büro in Rheinland-Pfalz. Seit 1997 war er dort als pädagogischer Referent tätig.