Neue Orgel im Kloster Marienthal
Ein klangvolles Weihnachtsgeschenk
Foto: Michael Burkner
In Marienthal findet ein neues Instrument Platz im alten Gehäuse von 1862.
Manchmal, so sagt Schwester Juliana, bekäme man von Gott eben Geschenke, mit denen man gar nicht gerechnet habe. Die Priorin der Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal in Ostritz freut sich am diesjährigen Weihnachtsfest mit ihren neun Mitschwestern über ein ganz besonderes Geschenk: eine neue Orgel.
Ermöglicht hat das der Freundeskreis des Klosters. Vor fünf Jahren sei die Idee aufgekommen, eine Orgel für die Klosterkirche zu bauen, sagt die Vorsitzende Maria Michalk. Denn 1987 wurde die große Orgel abgebaut. Sie hatte ihren Platz auf der Schwesternempore gehabt, dort, wo die Zisterzienserinnen bis heute das Stundengebet beten. Das Instrument von 1862 war durch Holzwurmbefall in einem schlechten Zustand und wurde auf dem Dachboden eingelagert. Eine kleine Chororgel trat die Nachfolge an. Der Neubau der großen Orgel im historischen, neoromanischen Gehäuse – in Orgelfachsprache als „Prospekt“ bezeichnet – wurde geplant, wartete aber über drei Jahrzehnte auf seine Umsetzung.
Denn nach der Wiedervereinigung waren andere Baumaßnahmen dringlicher und nach dem verheerenden Neißehochwasser 2010 erst recht. „Wir waren erst skeptisch wegen der Finanzierung, eine Orgel passte nicht ins Konzept“, sagt Schwester Juliana. Doch der Freundeskreis des Klosters grub die alten Pläne, die zwei Orgeln in der Kirche vorsahen, aus und setzte sie nach und nach um. „Ein Jahr lang mussten wir uns mit dem Gedanken anfreunden“, sagt Maria Michalk. Federführend bei der Konzeption des Neubaus waren der damalige Dresdener Domkapellmeister Matthias Liebich und der damalige Görlitzer Kirchenmusikdirektor Thomas Seyda. Es folgte ein Papierkrieg, in dem Maria Michalk und die anderen Mitglieder Bauanträge schrieben, Gespräche mit Orgelbaufirmen führten, Spenden sammelten und Fördermittel beantragten. Neben dem Freistaat Sachsen unterstützten auch das Bistum Dresden-Meißen und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das 670 000 Euro teure Projekt.
Im Frühjahr 2024 wurde das Gehäuse vom Dachboden geholt und einer Schädlingsbekämpfung unterzogen. „Die anschließende Restauration war wie ein Wunder. Es wurden nur ein paar Kleinigkeiten erneuert“, sagt Maria Michalk. Nach vier Jahren intensiver Vorbereitung konnte das eigentliche Baugeschehen beginnen. Die Orgelbaufirma Vleugels aus dem württembergischen Odenwald entwarf ein Instrument mit 25 Registern und über 1000 Pfeifen. Das neue Hauptinstrument fand seinen Platz im alten, restaurierten Gehäuse und an einem neuen Platz: Die sogenannte Beamtenempore, benannt nach den Menschen, für die sie einst reserviert war, war akustisch und optisch die beste Alternative. „Sie fügt sich in den Bogen ein, als wäre sie schon immer da gewesen“, findet Maria Michalk. Auf der Schwesternempore befindet sich weiterhin ein kleines Instrument zur Begleitung der Zisterzienserinnen. Vom neuen Spieltisch, der ebenfalls hier steht, können beide Instrumente gemeinsam gespielt werden.
„Irgendwie liegt ein besonderer Segen auf dem Instrument“, sagt Schwester Juliana mit ruhiger Begeisterung und freut sich besonders, wenn künftig neue Menschen bei den geplanten Orgelkonzerten in ihre Klosterkirche gelockt werden.