Priesterkandidaten 2025 in den Bistümern Görlitz und Magdeburg
Auf Umwegen zur Priesterweihe

Foto: Eckhard Pohl
Matthäus Ruby (links) wird am 7. Juni, 10 Uhr in der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg. Primiz ist am 9. Juni, 14 Uhr, in Burg und am 15. Juni, 10.30 Uhr, in Aschersleben. – Johannes Ehme (Mitte) wird am 7. Juni, 10 Uhr, in der Kathedrale St. Jakobus in Görlitz geweiht. Primiz ist am 8. Juni, 10 Uhr, in Hoyerswerda und am 9. Juni, 10 Uhr, in St. Jakobus in Görlitz. – Roland Pisarek (rechts) wird am 7. Juni, 10 Uhr, in der Kathedrale St. Jakobus in Görlitz geweiht. Primiz ist am 8. Juni, 10 Uhr, in St. Marien in Cottbus und am 9. Juni, 10 Uhr, in St. Jakobus in Görlitz sowie am 15. Juni, 10 Uhr, in St. Walburga in Nürnberg.
„Ich bin und bleibe Mensch“
„Mir macht der Glaube der Jugendlichen in unserer Gemeinde Mut“, sagt Roland Pisarek. Mit jungen Menschen arbeite er besonders gern, gehe mit ihnen auch mal Eislaufen oder Bowlen, so der angehende Priester. Angesichts der kleinen Zahl treibt den 30-Jährigen aber die Frage um: „Wie und womit kann man Jugendliche begeistern?“ Und: „Wie überhaupt wird sich die Kirche künftig entwickeln?“
Roland Pisarek wollte von Kindheit an Priester werden. „Ich hatte eine Kinderbibel, in der ich mir viel die Bilder angeschaut und versucht habe, damit zu beten“, sagt er. Seit langem sei ihm schon das Abendgebet sehr wichtig. „Inzwischen schätze ich besonders die Psalmen, die sehr oft zur Situation passen, in der man gerade ist.“
Pisarek ist mit seiner Schwester in Nürnberg aufgewachsen. In den Ferien sei er oft mit seinen Eltern zur Großmutter nach Polen gefahren. Bei ihr und in Gottesdiensten habe er die polnisch-volkskirchliche Praxis erlebt. Nach der zehnten Klasse wurde Pisarek Chemiekant und später Chemielaborant. Anschließend bereitete er sich im österreichischen Heiligenkreuz im Wienerwald auf das Theologiestudium vor und bestand die Berechtigungsprüfung. Von 2016 bis 22 studierte er dann an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz. Schließlich bewarb sich Pisarek, der auch gut polnisch kann, im Bistum Görlitz um Aufnahme als Priesterkandidat und kam 2022 in die Pfarrei „Heiliger Wenzel“ nach Görlitz. Nach der Diakonweihe wechselte er nach Cottbus.
Die Pfarrei „Zum Guten Hirten“ sei musikalisch sehr gut aufgestellt, schwärmt Pisarek. Überhaupt gebe es in der Gemeinde, zu der fünf Kirchorte gehören, eine große Vielfalt an Angeboten. Um so mehr bleibe er gern noch ein Jahr als Kaplan dort.
Pisarek schätzt es, in seiner Freizeit selbst zu kochen. Er fährt gern mit Inlineskates (einspurige Rollschuhe), geht schwimmen, trifft gern Freunde.
Für Pisarek ist die Feier der Liturgie zentral und er hat einen Wunsch: „Es wäre ein starkes Bild nach außen, wenn unsere Kirche im Blick auf die Liturgie einiger wäre“, ist er überzeugt und schließt dabei die Feier von Gottesdiensten im tridentinischen Ritus mit ein.
Als künftiger Kaplan wünscht er sich wenigstens zehn Jugendliche und möchte ein Treffen junger Erwachsener ins Leben rufen. Zudem erhofft er sich viel Feedback von der Gemeinde. „Schließlich bin und bleibe ich Mensch“, sagt Pisarek.
Als Primizspruch hat sich der Seelsorger Verse aus Kapitel 8 des Römerbriefs ausgesucht, wo es heißt: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht ...“
„Ein Suchen ist geblieben“
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal mit Leidenschaft Firmkatechesen vorbereiten und halten würde. Das macht mir große Freude“, sagt Johannes Ehme. Der Seelsorger wirkt derzeit in der Pfarrei Heilige Familie in Hoyerswerda und steht vor der Weihe zum Priester.
Der 32-Jährige wuchs in St. Johannes und St. Franziskus in Görlitz-Weinhübel auf. „Sobald man laufen konnte, gehörte es dazu, sich am Krippenspiel zu beteiligen“, erinnert er sich. Ehme war Ministrant, gestaltete kleine Andachten, fragte sich, ob der priesterliche Dienst etwas für ihn sein könnte. „Ich habe einen gleichaltrigen jungen Menschen begleitet, der getauft werden wollte“, erinnert sich Ehme. „Ich hatte das Gefühl: Er hat eine Entscheidung getroffen, ich nicht.“
Nach der zehnten Klasse wurde Ehme Metallbauer und war danach ein Jahr deutschlandweit als Zeitarbeiter unterwegs. „Das war nicht leicht, aber als junger Mensch trotzdem ganz interessant.“ Im Anschluss absolvierte er eine Fachschulausbildung zum staatlich geprüften Maschinenbau-Techniker.
Vom Gemeindereferenten wurde er ermutigt, Theologie zu studieren, und bat beim Bistum Görlitz um Annahme als Priesterkandidat. Da das Land Hessen seinen Fachschulabschluss als Zugangsberechtigung anerkannte, konnte Ehme in Frankfurt bei den Jesuiten in St. Georgen studieren. Dort habe er sich gut aufgehoben gefühlt, sagt Ehme. Insgesamt frage er sich aber, ob die Priesterausbildung statt im Seminar nicht viel näher an der Lebenswirklichkeit der Menschen dran sein müsste.
Seit Herbst 2023 ist er in der Pfarrei Hoyerswerda eingesetzt und absolvierte den Pastoralkurs. Am Ende dieser Zeit stellt er fest: „Ein Suchen ist geblieben. Zugleich fühlt sich der Weg für mich als richtig an. Dass ich angenommen bin, spüre ich in der Pfarrei.“ Sorge machen ihm die immer kleiner werdenden Gemeinden.
„Mit der Übernahme des Zölibats bleibt eine Leerstelle zurück“, sagt Ehme. „Eine Familie hätte ich schon gern gehabt. Ich hoffe, dass ich Zeiten erlebe, in denen dieser leere Platz von anderen guten Erfahrungen gefüllt ist.“ Um so wichtiger seien Freundschaften, auch mit Frauen.
Theologisch beschäftigt ihn etwa die Frage, wie die verschiedenen Religionen gemeinsam dazu beitragen können, Gottes Wahrheit näherzukommen. Gleichzeitig gelte: „Es gibt trennende Vorstellungen, aber zusammen beten kann man immer.“
Als Leitgedanken für seinen Dienst hat er sich einen Vers aus Psalm 86 gewählt: „Richte mein Herz darauf hin, allein deinen Namen zu fürchten.“ In Hoyerswerda habe er eine kleine Jugendgruppe aufgebaut und freue sich, nun als Kaplan kontinuierlich vor Ort sein zu können.
„Ich könnte das doch gar nicht!“
„Bevor ich auf die Idee kam, Priester zu werden, habe ich was Vernünftiges gemacht“, Matthäus Ruby lacht. Seine Weihe steht bevor – und obwohl er schon mit fünf Jahren dachte, dass er Priester werden will, hat sein Leben ihn doch über Umwege hierhergeführt. Bevor er Theologie studierte, arbeitete der 33-jährige in der Waschmittelindustrie und war für mehrere Mitarbeiter zuständig. Nach der Entscheidung, Priester zu werden, änderte sich das. „Plötzlich saß ich wieder auf der anderen Seite des Tisches, dem Regens gegenüber, der für mich verantwortlich war. Davor habe ich alles selbst entschieden – bei einem Leben in Gemeinschaft ist das nur begrenzt möglich“, sagt der Diakon. Doch er sei zufrieden gewesen und ist im Rückblick auf seine Seminar- und Studienzeit dankbar.
Als Kind wuchs er in Burg bei Magdeburg auf, bewunderte den Priester am Altar und legte dann die „klassische Sakristeikarriere“ hin – Ministrant, Küster, Pfarrgemeinderat. Das Verständnis für den sakramentalen Wert der Weihe wuchs mit der Zeit. Dass der Priester nicht nur vorne am Altar steht, sondern vor allem hinter Christus zurücktritt, wurde ihm in der Beichte bewusst: „Da spürte ich deutlich, dass nicht der Priester handelt, sondern Christus selbst.“
Zu wissen, dass er als Priester nur die Brücke zwischen Mensch und Gott schlägt, empfindet er als befreiend: „Sünden vergeben – das könnte ich selbst doch gar nicht“, sagt er. Stattdessen glaubt er, dass Sakramente die Schnittstelle sind, an der Gott mit den Menschen in Berührung kommt. Das als Priester begleiten zu können, darauf freut er sich. Kraft schöpft er dabei aus der eucharistischen Anbetung. „Wer vorm Herrn knien kann, braucht vor den Menschen nicht zu zittern“, sagt er.
Dabei hat Matthäus Ruby selbst gezittert, als er 2018 die Kündigung seines Jobs unterschrieb. Viele Jahre lang hatte ihn die Frage umgetrieben, was er vom Leben möchte – und was Gott von ihm will. Als er sich entschied, tatsächlich Priester zu werden, waren Freunde und Familie nicht überrascht. „Da hab ich gedacht: ‚Leute, wieso habt ihr das nicht mal früher gesagt?‘“, erzählt er und lacht noch mal. Seit September 2023 ist er nun in der Pfarrei St. Michael in Aschersleben tätig – und freut sich, wenn dort in der Sonntagsmesse Lebensfreude spürbar wird.