Religiöse Kinderwochen sind Erfolgsmodell der Kinderpastoral

Leben und Glauben teilen

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Gruppengottesdienst bei einer RKW
Nachweis

Foto: Olivia Schäfer

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Jahr für Jahr kommen Kinder und Jugendliche in ihrer Gemeinde oder an einem anderen Ort zur Religiösen Kinderwoche zusammen. Das Foto zeigt eine Gruppe aus Gotha im vergangenen Jahr im Marcel-Callo-Haus in Heiligenstadt.

Die Religiösen Kinderwochen bieten gute Voraussetzungen, Kindern und Jugendlichen etwas von der christlichen Botschaft zu vermitteln. Damit das so bleibt, engagiert sich Simone Elsel.

Seit 65 Jahren gibt es Religiöse Kinderwochen. Und noch immer gelten die RKW in Ostdeutschland als Erfolgsrezept für vom Glauben geprägte Ferientage und gute katechetische Arbeit. Rund 10 000 Kinder und Jugendliche nehmen Jahr für Jahr daran teil. Dass die RKW ein Renner bleibt, dafür engagiert sich seit Mai vergangenen Jahres Simone Elsel. Mit Unterstützung des in Paderborn ansässigen Bonifatiuswerkes ist sie als Koordinatorin für die ostdeutschen Diözesen rund um Vorbereitung und Weiterentwicklung der RKW tätig.
„Als Christin, Pädagogin und Mutter möchte ich mithelfen, dass Kinder und Jugendliche weiterhin bei den RKW gute Ferientage haben und dabei den Glauben kennen- und leben lernen“, sagt die 43-jährige gebürtige Hannoveranerin, die seit 2007 im Bistum Erfurt arbeitet. Von Erfurt aus nimmt sie jetzt auch ihre überdiözesane Aufgabe wahr und zwar zunächst im Rahmen einer zweijährigen Projektstelle.
„Einfach leben mit Klara und Franz“ und der Wunsch „Pace e bene“ („Frieden und alles Gute“) stehen als Motto über der RKW 2024. In den Sommerferien werden dazu wieder Kinder und Jugendliche vor allem aus den ostdeutschen (Erz-)Bistümern in ihren Gemeinden oder anderswo zusammenkommen. Das diesjährige Thema samt entsprechendem Angebot mit Material- und Liederheft und aufgenommenen Liedern wurde im Laufe von drei Jahren vorbereitet. Verantwortlich ist abwechselnd je ein Autorenteam eines der vier (Erz-)Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt und Magdeburg, für die aktuelle RKW zum Beispiel Berlin. Die vier Diözesen sind in der Arbeitsgemeinschaft RKW (AG) zusammengeschlossen, die letztlich das Angebot verantwortet. Herausgegeben wird das Material im Leipziger St. Benno Verlag.
Simone Elsel leitet und koordiniert diese Arbeit. „Mit meinem Einsatz will ich sicherstellen, dass auch weiterhin Jahr für Jahr Materialien für die RKW erarbeitet werden“, sagt Elsel. Das sei nicht mehr ganz selbstverständlich. Denn die Personaldecke in den Bistümern werde zunehmend kleiner. So stellten die (Erz-) Bistümer Hamburg (zu dem das Gebiet des einstigen Bischöflichen Amtes Schwerin gehört) und Görlitz, die sonst ebenfalls zur AG RKW gehörten, derzeit keine Autorenteams. „Entsprechend bin ich auf der Suche, wen man noch oder wieder als Partner mit ins Boot holen könnte“, sagt Elsel.

Menschen unterstützen, die für die RKW brennen

„Die RKW leben von Menschen, die dafür brennen“, sagt Simone Elsel. „Es braucht Leiter und Gruppenleiter, die ausstrahlen, die Gruppen zusammenführen können, die gute thematische Arbeit leisten.“ Die gebe es zum Glück auch. „Unter ihnen“, so Elsel, „sind Menschen, die selbst als Kinder an der RKW teilgenommen und Feuer gefangen haben. Sie zu unterstützen, ist Teil meiner Tätigkeit. Ich vermittle Weiterbildungsangebote und biete selbst einzelne Themenabende  an. Dafür trage ich auch zusammen, was andere an Weiterbildungen anbieten.“
Dabei sieht die RKW-Koordinatorin einen Nachholebedarf im Blick auf Kinder, die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben. Entsprechende Weiterbildungsangebote zum Thema Inklusion, aber auch Kurse zu Methodik und Didaktik, der Leitung und Fragen der Gruppendynamik finden sich gegenwärtig auf der Homepage.
„Wichtig ist, mehr und mehr zu vermitteln: Wer bei der RKW aktiv als Leiter und Begleiter mitwirkt, teilt mit den Kindern etwas von seinem Leben und Glauben“, sagt Elsel. „Bei der RKW mitzuwirken heißt, sich in Glaubenskommunikation mit den Teilnehmern zu begeben. Das sollte immer mehr zur gelebten Praxis werden.“ Es gehe „um Erfahrungsaustausch, darum, ein Stück persönlich miteinander zu leben, als gläubige Christen, auch mit Fragen und vor allem authentisch“.

Portrait Simone Elsel
Koordinatorin Simone Elsel
Foto: privat

„Die RKW ist ein kinder- und jugendpastorales Angebot“, betont Simone Elsel. Entsprechend gelte es, bei den verschiedenen Altersstufen immer auch die Jugendlichen im Blick zu haben, die im Laufe der Jahre nach und nach aus der Rolle des RKW-Kindes in die der offiziellen RKW-Helfer hineinwachsen. Auch für sie müsse es gute inhaltliche Angebote geben, etwa, wenn sie bei den täglichen Morgenkatechesen für die Kinder kleine thematische Anspiele präsentieren und damit durch die Woche führen.
Ein weiteres Aufgabenfeld sieht Elsel darin, Material so zu gestalten, dass es die Nutzer, unter denen zunehmend mehr Ehrenamtliche und Nichttheologen sind, beim Einsatz gut begleitet: zum Beispiel mit prägnanten Hinführungen und einleuchtenden Überleitungen oder mit dem Angebot zusätzlichen Hintergrundwissens. Auch eine gute Strukturierung ist hilfreich, etwa: Was ist für kleinere, was für größere Kinder gedacht? Und so weiter. Die Materialien dürften aber auch nicht zu umfänglich werden, damit es, gerade auch für die Ehrenamtlichen, zeitlich leistbar bleibt, sie gut zu nutzen. „Dazu wollen wir im Download möglichst viel Material anbieten: Arbeitsvorlagen, Bastelideen, kleine Filme …“, so Elsel.
Stichwort „Download“: Simone Elsel arbeitet daran, die Internetpräsenz der RKW unter www.religioesekinderwoche.de auszubauen und zu einer Plattform zu entwickeln. Hier werden inzwischen online erste Weiterbildungen durchgeführt. Hier finden sich Termine für entsprechende Angebote. Hier können Engagierte in Sachen RKW Anliegen jeglicher Art an Koordinatorin Elsel herantragen. „Die RKW-Homepage ermöglicht es auch, noch nachhaltiger mit Material umzugehen“, sagt Elsel. So solle es bereits in diesem Jahr keine CD mit den RKW-Liedern mehr geben. Stattdessen könnten die Lieder von der Homepage heruntergeladen und auf eigene Datenträger gespeichert werden. „Wer wirklich noch eine CD für ein Abspielgerät braucht und diese sich nicht selbst brennen kann, kann sich weiterhin an uns wenden“, verspricht Elsel.
Aus Nachhaltigkeitsgründen soll es künftig auch kein vorproduziertes RKW-Andenken mehr geben. Stattdessen sollen sich die Kinder bei der RKW etwas Entsprechendes zur Erinnerung basteln. „Festhalten wollen wir dagegen an gedruckten Liedheften“, sagt die RKW-Koordinatorin. „Die Liedhefte haben offensichtlich einen erheblichen Erinnerungswert.“

RKW in West-Diözesen bekannter machen

Simone Elsel möchte die Möglichkeiten der RKW über Ostdeutschland hinaus bekannter machen. Zwar gebe es Gemeinden etwa in Freiburg im Breisgau, Würzburg oder Hildesheim, in denen die Woche regelmäßige Praxis sei, in vielen, vielen anderen Orten aber nicht. Elsel stellt die RKW etwa bei bundesweiten Konferenzenen vor. Und auch beim Katholikentag in Erfurt im Frühjahr werde sie mit der AG RKW dafür werben. Die AG, so die Koordinatorin, schlage außerdem vor, dass hiesige Pfarreien ihre westdeutschen Partnerpfarreien einladen, bei ihnen die RKW einmal praktisch kennenzulernen.
Und was erwartet die Kinder und Jugendlichen 2024? „Diesmal geht es in das mittelalterliche Assisi. Johanna und Leo, zwei fiktive Jugendliche, nehmen die RKW-Kinder mit auf die Spuren von Klara und Franz. Dabei bringen sie das Leben der beiden in Verbindung mit der Lebensrealität der heutigen Kinder. Denn das von Einfachheit und Klarheit geprägte Leben von Klara und Franz ist beeindruckend und kann zur Nachahmung anregen“, sagt Simone Elsel.

Mehr Infos: www.religioesekinderwoche.de

Eckhard Pohl