Äbtissin des Klosters St. Marienthal tritt zurück

Die Zukunft des Klosters vor Augen

Portrait der Äbtissin Elisabeth Vaterodt

Foto: kna/Martin Jehnichen

Die Äbtissin Elisabeth Vaterodt aus dem Kloster St. Marienthal im Bistum Dresden-Meißen tritt zurück. Das überrascht viele. Was dem Kloster jetzt helfen kann.

„Es war für mich persönlich ein Schock“, beschreibt Maria Michalk den Moment, als sie vom Rücktritt der Marienthaler Äbtissin hörte. Die Zisterzienserin Elisabeth Vaterodt wird bis 2. Februar, ihrem 69. Geburtstag, das Kloster an der Neiße verlassen. Die Vorsitzende des Freundeskreises erzählt: „So ratlos habe ich sie vorher nie erlebt, sie hat eigentlich nie aufgegeben.“

Schwester Elisabeth nennt interne Konflikte, wobei etwa „Behauptungen von Dritten ohne Überprüfung auf Wahrheitsgehalt über den Ausführungen der Äbtissin stehen“. Sie habe eine Entscheidung getroffen, um letztendlich ihre Gesundheit zu schützen. „Schweren Herzens habe ich mich für den Rücktritt entschieden.“ Für Pater Bruno Robeck, Präses der Zisterzienserkongregation von der Heiligen Gertrud der Großen, zu der St. Marienthal gehört, kam der Rücktritt dagegen nicht überraschend. Es sei ein längerer Prozess gewesen.

Fast 40 Jahre hat Schwester Elisabeth in der Abtei gelebt. „Meine Berufung habe ich in St. Marienthal erfahren und ich bin diesen Weg mit großem Gottvertrauen und Freude trotz Krisenzeiten unbeirrt gegangen“, sagt sie. Die Herausforderungen waren für sie – seit 2016 als Äbtissin – tatsächlich beachtlich. Maria Michalk lernte Schwester Elisabeth 2008 als Priorin kennen. „Ich erlebte sie als umsichtig, mutig, anpackend und bestimmt, denn sie übernahm alles rund um die Sanierung und die Wirtschaftlichkeit des Klosters“, erzählt sie. Das Neißehochwasser 2010 setzte sie wieder an „Punkt Null“. Auch wenn der Freistaat Sachsen die Sanierungen förderte, musste das Kloster stets Eigenanteile aufbringen. Die Folgen der Corona-Pandemie trafen die Abtei ebenfalls hart. „Als Äbtissin hatte sie die Zukunft des Klosters immer im Blick“, sagt die Vorsitzende des Freundeskreises. Sie probierte auch Neues. In den letzten 20 Jahren schrumpfte der Konvent beachtlich, noch leben sechs Zisterzienserinnen dort, aber auch zwei Anwärterinnen, die bald ihre Ewige Profess ablegen.

Obwohl die Äbtissin viel Unterstützung erfuhr, sagt sie selbst: „Auch im Orden und zuerst im Kloster gibt es viel Menschliches.“ Ihr sei es wichtig, zu sich selbst zu kommen, innerlich und äußerlich Abstand sowohl vom Orden als auch vom Kloster zu nehmen. Laut Zisterzienserordnung wird sie das Kloster für ein Jahr verlassen. In Stille und Gebet wolle sie nach der Ausrichtung ihres weiteren Lebensweges fragen.

Nach wie vor sorgt sie sich um die Zukunft der Klöster. Ordensgemeinschaften würden in der Kirche als zunehmend nicht mehr zeitgemäß wahrgenommen und erführen weniger Wertschätzung. Viele Christen wüssten nicht, dass Orden das betende Herz der Kirche seien. Trotzdem seien junge Menschen auf der Suche nach Authentizität. „Wenn sie das in einer Gemeinschaft als echt und anziehend erleben, sind sie offen für den Ruf Gottes.“

Aber wie können Christen der Region Klöstern helfen? Maria Michalk vom Freundeskreis St. Marienthal wirbt dafür, für die Orden zu beten und sich im Freundkreis oder einer Stiftung eines Klosters zu engagieren. Sie fügt an. „Es wäre ein Armutszeugnis, wenn in unserer doch reichen Zeit das Kloster, das fast 800 Jahre – auch in schwierigsten Zeiten – überlebt hat, schließen müsste.“ Schwester Elisabeth betont, dass es bereits viel Unterstützung gebe. Sie empfiehlt, „dass die Gläubigen sich interessieren – auch mal einen Besuch wagen und darüber sprechen, dass es noch Klöster gibt und sie sogar unterstützen“.

Am 8. Februar wird Schwester Petra Articus als Administratorin in St. Marienthal eingesetzt – zunächst für drei Jahre. Sie war fast 25 Jahre Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Seligenthal. In den wirtschaftlichen Fragen der Abtei wird sie von einem Finanzexperten unterstützt.

Ruth Weinhold-Heße

Freundeskreis der Abtei St. Marienthal: www.kloster-marienthal.de/#freundeskreis