Flexible, bedürfnisorientierte Einrichtung

Zuhause-Gefühl in der Kapelle

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Bandprobe
Nachweis

Fotos: Tabea Hallmann

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Platz zum Ausprobieren gibt es im Winfriedhaus viel, hier proben Jugendliche unter dem Dach. Laut darf es auch sein.

Die umfangreichen Renovierungsarbeiten im Winfriedhaus in Schmiedeberg sind abgeschlossen. Auf dem jährlichen Bandwochenende für junge Menschen Anfang November trafen sich neue und alte Gesichter. Ein Besuch.

Bei der Ankunft im Winfriedhaus herrscht eine euphorische Stimmung auf dem „Marktplatz“. Er ist der zentrale Treffpunkt in dem  Kinder- und Jugendhaus des Bistums, das im Frühjahr 2019 zur Renovierung geschlossen und 2021 wiedereröffnet wurde. Nun sind alle Arbeiten im und um das Haus abgeschlossen. Vom Marktplatz aus schwärmen die Teilnehmer in alle Winkel des Hauses aus – ob in die Schlafräume, den Meditationsboden oder die neue Gemeinschaftsküche. Schnell bilden sich Trauben aus alten und neuen Gesichtern auf den im ganzen Haus verteilten grünen Sofas.

Die Leute, die da sind, sind das Wichtigste

Hier treffe ich Dominik. Er war schon einige Male da und findet die planerischen Einzelheiten des neugestalteten Hauses gar nicht so bedeutend. „Die Leute, die ich kenne, sind da, das ist das Wichtigste“, sagt er. Ihn reizt vor allem die Möglichkeit zur Mitgestaltung: „Ich habe ein bisschen Lust, die Wände zu bemalen“, lacht er, „Dorthin würde zum Beispiel ein Graffiti passen!“. Er freut sich auf die Spuren, die in den kommenden Jahren hier hinterlassen werden: „Damit man sieht, dass hier Leute waren!“.
Beim Bandwochenende treffen sich erfahrene und neue Musikbegeisterte. Antonia kommt schon seit vielen Jahren ins Winfriedhaus, kann die Frage nach dem „wievielten Mal“ gar nicht beantworten. Natürlich vermisst sie die vertraute Umgebung von früher, sagt sie. „Es ist aber total schön, dass die Kapelle als Herzstück noch da ist. So ist was vom alten Haus mitgekommen.“ 
Dem stimmt auch Alexander Stocker zu, einer der Veranstalter des Wochenendes. Wer am Anfang das „Zuhause-Gefühl“ noch etwas vermisse, der habe immer diesen ganz vertrauten Ort: „Dann ist eben die Kapelle mal das Wohnzimmer“. 
 

Winfriedhaus
Alt neben Neu: Das Kinder- und Jugendhaus Winfriedhaus wurde renoviert und umgebaut. Das alte Fachwerk wird ergänzt von der neuen Holzfassade.

Stephan Schubert, Leiter des Hauses, ist glücklich darüber, dass sich alle so wohl fühlen. Die Barrierefreiheit und die flexible, bedürfnisorientierte Einrichtung machen deutlich, welch intensiver Planungsprozess hinter der Renovierung steckt. „Man überlegt, wie man die ‚alte‘ Atmosphäre erhalten kann. Aber erst wenn das Haus steht, sieht man, ob das passt, was man sich da ausgedacht hat.“ Bei der Planung spielte das Thema Offenheit eine zentrale Rolle. Viel Glas und wenig räumliche Trennung sorgen dafür, dass man sehen und hören kann, was andere gerade tun.
Das war auch Jacqueline Böttcher, seit zehn Jahren Mitglied im Küchenteam des Winfriedhauses, ein Anliegen. Durch Türen und Fenster zwischen Küche und Speiseraum möchte sie den Kontakt mit den Gästen erhalten. „Dann wird auch mal gerätselt, wieso schnipseln die da Möhren, was gibt’s wohl heute zum Mittag?“, sagt sie. Durch die Neueröffnung könne sich auch das Team weiterentwickeln, so Böttcher.

Es ist ein Ort zum Ausprobieren

Gestärkt von selbstgemachter Marmelade und Aufstrichen proben die Bands den ganzen Samstag, das Abschlusskonzert am Abend wird zu einer ausgelassenen Party. Für viele ist das die erste Gelegenheit, mit dem Instrument auf einer Bühne zu stehen. Denn genau das macht das Winfriedhaus aus: Es ist ein Ort zum Ausprobieren. Nun liegt es an den Menschen, ihre Spuren im Haus zu hinterlassen – wer weiß, vielleicht auch in Form eines Graffitis. 
Antonia und Dominik sehen sich auf jeden Fall zur Weihnachtssingewoche wieder, die Ende Dezember hier im Winfriedhaus stattfinden wird. Und das wird dann fast wieder ein bisschen wie nach Hause kommen. 

Tabea Hallmann