Kirchengeschichte
400 Jahre katholische Kirche in Friedrichstadt
Foto: Christoph Mainka
Kürzlich feierte die Gemeinde das Jubiläum mit einem Festgottesdienst unter Leitung von Pfarrer Germain Gouèn.
Eine frühe Erinnerung aus dem Jahr 1971: Damals besuchten wir Friedrichstadt und natürlich auch die Kirche St. Knud. Man feierte das 350-jährige Stadtjubiläum, denn Holländer hatten die Stadt 1621 gegründet. Die Ehrengäste aus Holland wunderten sich über die Vielzahl an holländischen rot-weiß-blauen Fahnen, die überall hingen; Die Friedrichstädter hatten ihre Schleswig-Holsteiner blau-weiß-roten Fahnen umgekehrt aufgezogen. Inzwischen konnte die Stadt 2021 ihr 400-jähriges Bestehen feiern. Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein wollte mit der neugegründeten Hafenstadt an Treene und Eider seine weitreichenden Handelspläne verwirklichen. Als Siedler hatte er die wegen ihres Glaubens aus den Niederlanden vertriebenen Remonstranten gewonnen, denen er freie Religionsausübung gewährte. Mit den Remonstranten kamen auch andere Niederländer, die dieses Privileg nutzten, sodass sich nach und nach die Anhänger verschiedener Konfessionen in Friedrichstadt ansiedelten: Mennoniten, Katholiken, Quäker, Calvinisten und Juden.
Bereits 1625, also vier Jahre nach der Stadtgründung, entstand die katholische Gemeinde in Friedrichstadt, die erste in Schleswig-Holstein nach der Reformation. Sie kann deshalb in diesem Jahr auf ihr 400-jähriges Bestehen zurückblicken, was sie auch am 20. Juli mit einem Gottesdienst feierte. 1646 kamen Jesuiten nach Friedrichstadt. Seitdem gab es katholische Gottesdienste im sogenannten Fünfgiebelhaus. Eine eigene, dem heiligen Ansgar geweihte Kirche konnte die Gemeinde erst viel später durch den Kopenhagener Architekten Friedrich Hetsch errichten lassen. Auf dem auf dieser Seite abgebildeten Entwurf ist das Jahr 1844 als Datum der Errichtung verzeichnet, andere Quellen sprechen von 1846. „Ansicht der neuen katholischen St. Anscharii Kirche in Friedrichstadt an der Eider im Königreich Dänemark, durch milde Hand errichtet 1844“ notierte darunter handschriftlich wahrscheinlich Pastor J. Hermann Essling. Außerdem fügte er einen Satz aus dem Ersten Brief an die Korinther(1 Cor 3,10-14) dazu: „Ich habe zufolge der mir anvertrauten Gnade Gottes wie ein weiser Bauverständiger den Grund gelegt.“
Gottesdienste werden trotz früherer Profanierung gefeiert
Diese erste Kirche musste allerdings schon 1849 wegen Konstruktionsmängeln wieder abgerissen werden, nachdem die Decke des Gebäudes eingestürzt war. So wurde 1854 die heutige Kirche am Fürstenburgwall nach Entwürfen des Flensburger Architekten Eggermann erbaut und zu Ehren des heiligen Dänenkönigs Knud von Pfarrer Johannes Wilhelm Selbmann benediziert. Katholische Bischöfe durften damals auf dänischem Hoheitsgebiet keine Amtshandlungen vornehmen.
Eine verstörende Erinnerung aus dem Jahr 2003: Schon die vor Jahren von Bischof Helmut Hermann Wittler getroffene Entscheidung, die älteste Gemeinde in Schleswig-Holstein aufzuheben, mit der Gemeinde in Husum zu vereinigen und ihre Kirchenbücher zu schließen, stieß bei vielen Menschen auf Unverständnis. Doch im Jahr 2003 gab es dann deutliche Proteste gegen den Beschluss des Kirchenvorstandes in Husum, die Kirche in Friedrichstadt zu profanieren. Msgr. Peter Schmidt-Eppendorf, langjähriger Pfarrer von St. Knud auf Nordstrand und Gründer des Vereins für Katholische Kirchengeschichte in Hamburg und Schleswig-Holstein, beschrieb sie als ein Symbol, als ein Zeichen für den Mut und die Bereitschaft katholischer Christen in schwieriger Zeit. Der Pfarrer von Kopenhagen, Prälat Dietrich Timmermann, familiär mit Friedrichstadt verbunden, betonte, die Kirche sei als Keimzelle für alle umliegenden Gemeinden ein historisches Kleinod. Auch ich bat damals in einem Schreiben an das Erzbistum eindringlich, man möge alles tun, die Kirche als historische Verpflichtung im Andenken an die Generationen vor uns zu erhalten. Dennoch wurde die Profanierung beschlossen und durchgeführt.
Eine Erinnerung aus dem Jahre 2005: Zur Unterstützung des Orgelbauvereins am Kleinen Michel in Hamburg veröffentlichten Norbert Wieh und Norbert Hoppermann im Gütersloher Verlagshaus das Adventskalender-Buch von Otmar Alt. Dabei lernten wir den 1940 geborenen Künstler schätzen und freuten uns an seinen sehr bunten Bildern. Allerdings waren wir doch der Meinung, dass sich die entwidmete Kirche in Friedrichstadt nicht für eine Dauerausstellung mit seinen Werken eignete. Der Künstler war im Dezember 2005 durch ein vom Bischof ernanntes Kuratorium mit der Neugestaltung der Kirche beauftragt worden. Aber sie wurde nicht realisiert, weil die Friedrichstädter Gemeindemitglieder ihre Zustimmung versagten. So blieb die Kirche zunächst ein offenes Kulturzentrum.
Prälat Timmermann erreichte, dass Alterzbischof Werner Thissen ihm im Jahr 2008 die Erlaubnis erteilte, die Kirche weiter als „Privatkapelle“ zu nutzen – was Timmermann so auslegte, dass auch das Ewige Licht, Tabernakel etc. darin ihren Platz haben dürften. Dies wurde nach dem Tode Timmermanns 2014 nicht mehr in Frage gestellt. St. Knud in Friedrichstadt ist fester Bestandteil der gleichnamigen Pfarrei.
Ein Besuch der Kirche lohnt sich – erst recht im Jubiläumsjahr
Eine ermutigende Erinnerung aus dem Jahr 2021: Im Juli des Jahres machte ich einen Ausflug mit Erzbischof Stefan Heße. Dabei besuchten wir die Kirche St. Knud und erlebten sie nach der Renovierung der Jahre 2018/19. Der Innenraum ist frohmachend hell mit schönen barocken Bänken, die bei einer früheren Restaurierung vom Kirchboden zurückgeholt wurden. Wertvoll ist das Kruzifix, eine französische Arbeit aus dem Jahr 1230, das aus einer bei einer Sturmflut untergegangenen Kirche stammen soll. Es hängt vor dem von Wilhelm Buschulte entworfenen Chorfenster. Die Wände schmückt eine geschnitzte Apostelfolge mit Christus, wahrscheinlich aus der 1634 gestifteten Kanzel der alten Husumer Marienkirche. Der Besuch der Kirche lohnt sich – besonders im Gedenken an das 400-jährige Bestehen der Gemeinde.