Judith Vonderau trifft den Ton

Als Autorin für Kinder schreiben – über Religion

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Seit zwei Jahren schreibt und spricht Judith Vonderau Texte für den Hörfunk. Ihr erstes Buch enthält nun Gebete, Lieder, Bibelgeschichten und Basteltipps für Kinder. Es richtet sich trotzdem auch an Erwachsene. Von Evelyn Schwab



Die einzelnen Kapitel im neuen Familienbuch sind bunt gestaltet.


„Ich nehme junge Eltern als interessiert, offen und suchend wahr“, sagt die Autorin Judith Vonderau, die außer fürs Radio auch in der Erwachsenenbildung arbeitet. „Sie wünschen sich zum Beispiel Ideen, wie sie mit ihren Kindern ihren Glauben im Alltag leben können und sind dankbar für alles Praxistaugliche. Interessanterweise machen sie alles, was sie dabei für ihre Kinder machen, auch für sich.“ Das Angebot führe „zur gemeinsamen Entdeckungsreise“.
Man kennt das aus Lernfilmen zu Sachthemen im Stil der „Sendung mit der Maus“. Anschaulich, spannend und lustig gestaltet, sollen sie Spaß machen und zum Dranbleiben motivieren. Judith Vonderau: „Ich glaube, dass Erwachsene in ganz vielen Bereichen davon profitieren, wenn sie die Welt aus Kindersicht betrachten und sich auf das scheinbar Vereinfachte und den „Kinderkram einlassen.“ Und: „Das steckt für mich zum Beispiel in der Aussage Jesu aus dem Mat-thäusevangelium (18,3): Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“
Ihr Buch hat sie in einfacher Sprache verfasst. Manche Worte könnten Erwachsenen zu einfach und schlicht sein: „Dann sind sie eingeladen, ihre eigenen Worte zu finden. So, wie es beim Beten immer sein sollte.“ Schließlich sei das ein „Beziehungsgeschehen“ und müsse aus dem Herzen kommen.


Judith Vonderau

Die 31-Jährige stammt aus Fulda. Mit ihrer Familie zog die verheiratete Mutter zweier kleiner Kinder im letzten Jahr nach Bad Orb. Die beiden Töchter sind ihr eigener Kontakt zur Kinderwelt. Durch sie erlebt sie, welche Fragen der Nachwuchs an die Welt hat: „Die Gespräche, die entstehen, bringen mich selbst weiter, und das auf eine ganz andere Art, als es das Theologiestudium getan hat.“
Arbeiten, „wo Religion zu den Menschen kommt“
Begonnen hat Judith Vonderau mit der Theologie nach dem Ende ihres Masterstudiums in Prähis-torischer Archäologie. Erst in Marburg, dann in Fulda an der Theologischen Fakultät und schließlich während eines Auslandssemesters in Israel. Beide Studienfächer konnte sie dort im Rahmen des „Theologischen Studienjahrs Jerusalem“ verbinden. Nun steht sie kurz vor dem Magis-terabschluss.
Während ihrer Zeit in Fulda als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Religionspädagogik gefiel ihr die Lebens- und Alltagsnähe von Glaubensthemen. Daher möchte sie weiter dort arbeiten, wo „Religion zu den Menschen kommt“. Zum Beispiel bei ihrer Tätigkeit für „Kirche im hr“: „Für die Sender hr1, hr4, you fm und ab nächstem Jahr auch hr2. In meinen Texten möchte ich Menschen ein ermutigendes Wort, einen inspirierenden Gedanken mitgeben und sie einladen, das Gute im Leben zu entdecken.“ Das Schreiben – ob für ein Buch oder fürs Radio – macht Judith Vonderau große Freude. Sie liebt es, dabei kreativ sein zu können.
Gerade bei der Arbeit mit Kindern für Kinder lerne sie viel Neues, was zum Nachdenken anrege und sie in ihrem eigenen Glauben weiterbringe. „Oft sind das die vermeintlich naiven oder lustigen Fragen, über die ich lange nachdenken muss und dann selbst keine Antwort finde“, räumt die Autorin ein. „Zudem ist es eine Sache, im Studium theologische Inhalte mit Fachbegriffen zu diskutieren. Aber eine ganz andere, den gleiche Sachverhalt mit ganz einfachen Worten zu sagen, so dass ihn Kinder verstehen können. Da merke ich erst, wie viel oder wenig ich selbst verstanden habe.“
Ein stimmiges Gottesbild vermitteln
Weil Erwachsene ihren Kindern die Materialien ja anfangs vorlesen, sollten sie sich auch inhaltlich damit wohlfühlen, meint Judith Vonderau. Das vermittelte Gottesbild müsse stimmig sein. Eine eigene 30 Jahre alte Kinderbibel mache ihr da Bauchschmerzen: „Wenn es da um einen Gott geht, der mich nur lieb hat, wenn ich ihm gehorche, dann ist das keine Geschichte, die ich meinen Kindern vorlesen möchte.“
Die Autorin erinnert sich auch an schwierige Gebetstexte: „Die Welt des Glaubens war in diesen Texten wie eine Parallelwelt, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Dabei lässt sich das doch gar nicht trennen.“ In ihren Gebeten sei das am Wichtigsten: „Gott ist da, in deinem Alltag, und er geht mit dir durchs Leben.“

Von Evelyn Schwab
Tippr:
Judith Vonderau (Autorin), Katrina Lange (Illustratorin): „Die allerschönsten Gebete für Kinder – mit Liedern von Gott und Geschichten aus der Bibel“, Camino, 208 Seiten, 24,95 Euro