Kirchliche Nachwuchsarbeit in Emsbüren

Das Casting für Messdiener bestehen alle

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Messdiener winken vom Podest
Nachweis

Foto: privat

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Die kirchliche Nachwuchsarbeit in Emsbüren boomt: Viele Kinder sind begeisterte Messdienerinnen und Messdiener.

Eine Pfarrei im südlichen Emsland hat ein Erfolgsrezept, wenn es darum geht, Kinder für den Ministrantendienst zu begeistern. Dazu gehört ein junges Team an Ehrenamtlichen.

Die kirchliche Nachwuchsarbeit in Emsbüren boomt: Während in anderen Orten ein regelrechter Mangel an Messdienerinnen und Messdienern besteht, herrscht in der Gemeinde St. Andreas im südlichen Emsland „volles Haus“. Insgesamt umfasst der Pool rund 100 Mädchen und Jungen, allein im vergangenen Jahr konnten 30 neue Kinder willkommen geheißen werden. Wie lautet das Erfolgsrezept?

„Auch bei uns war die Messdienerarbeit etwas eingeschlafen, vor allem wegen der Corona-Pandemie“, berichtet die 19-jährige Melina Herbers, die zusammen mit dem 20-jährigen Marian Mülder das Emsbürener Ausbilder-Team leitet. Dieser Gruppe gehören mittlerweile 18 junge Leute zwischen 14 und 21 Jahren an. Vor allem dem Antrieb und Engagement von Gemeindereferentin Elisabeth Focks sei es zu verdanken, dass die Messdienerarbeit wieder angekurbelt wurde. „Dabei konnten wir selbst viele Ideen einbringen und haben uns immer gefragt: Was hätten wir als Kinder cool gefunden?“, sagt Marian Mülder.

Der Instagram-Kanal ist eine Hilfe

Der jährliche Ablauf geht wie folgt vonstatten: Nach der Erstkommunion wird Werbung in den Grundschulen gemacht. Auch der eigene Instagram-Kanal „messdiener_ems“ und die klassische Mundpropaganda leisten gute Dienste. Den Auftakt bildet dann ein „Messdiener-Casting“: ein geselliges Event, das die Kinder spielerisch – unter anderem mit einem „Weihrauch-Tasting“, bei welchem verschiedene Weihrauchsorten am Duft zu erraten sind – an die Thematik heranführt. „Es nennt sich zwar Casting, aber wir lassen natürlich niemanden durchfallen“, sagt Marian Mülder mit einem Augenzwinkern. So konnte etwa auch ein evangelisches Mädchen problemlos mitmachen, deren katholische Freundinnen ebenfalls an Bord waren.

Im Anschluss erfolgt die Einteilung der Mädchen und Jungen in Gruppen mit sechs bis zwölf Kindern, die von zwei bis drei Ausbilderinnen und Ausbildern betreut werden. Ein halbes Jahr lang treffen sich die Gruppen einmal pro Woche, ehe im Herbst die feierliche Aufnahme der neuen Messdiener zelebriert wird – wobei die wöchentlichen Zusammenkünfte je zur Hälfte aus der Vermittlung von Inhalten und Spielen bestehen. Auch hier hat das Team weitgehend freie Hand, wobei das Ziel klar ist: „Die Kinder sollen sich wohlfühlen und Spaß haben. Zwang oder striktes Auswendiglernen sind da fehl am Platz“, sagt Melina Herbers. „Die Kinder sollen im Fokus stehen und das auch spüren.“

Wir haben uns gefragt: Was hätten wir als Kinder cool gefunden?

Gruppenleiter Messdiener
Melina Herbers und Marian Mülder haben die Ausbildung neuer Ministrantinnen und Ministranten in Emsbüren in ihren Händen. Foto: Sebastian Hamel

Auch nach der Aufnahme werden die Neulinge nicht allein gelassen: So sind in den ersten Messen stets Ausbilder anwesend, um ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Zudem wird im Nachgang ein Übungstreffen veranstaltet, um offene Fragen zu klären. Veranstaltungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Jahr und erfreuen sich großer Beliebtheit – vom Pfingstzeltlager über die Fahrt zu einem Freizeitpark im Sommer, die Übernachtung im Pfarrheim im Herbst bis hin zum adventlichen Waffelbacken in einer Pflegeeinrichtung, wo die Messdiener den Bewohnern eine Freude bereiten.

Aber nicht nur die Kinder, auch das Team soll Spaß an der Sache haben – und das ist offensichtlich der Fall. „Wir sind eine freundschaftliche Gruppe geworden und bekommen kontinuierlich Anfragen von Jugendlichen, die auch Ausbilder werden möchten“, sagt Marian Mülder. Gerne denkt er zum Beispiel an die Messdienerwallfahrt zurück, als es mit 52 Leuten nach Rom ging. „Die Gemeinschaft ist mir sehr wichtig. Aber es macht auch einfach Spaß, so viel selbst gestalten und den Kindern eine gute Zeit bereiten zu können.“

Dem pflichtet Melina Herbers bei: „Es ist schön zu sehen, dass die Sache wächst. Das zeigt uns, dass es gut ist, was wir machen.“ Zu ihrer Motivation sagt sie: „Ich studiere Grundschullehramt, da passt die Arbeit mit den Kindern sehr gut zu mir.“ Sie freue sich immer, wenn sie im Supermarkt oder auf der Straße „ihre“ Kinder treffe und diese dann fröhlich „Hallo Melina!“ rufen. Es gehe bei der Messdienerarbeit also nicht nur um die Kirche, sondern auch um das ganze „Drumherum“.

Gottesdienst im Feuerwehrhaus

Trotz der bisherigen Errungenschaften ist das Team immer noch in der Findungsphase. Aktuell machen sich die jungen Leute Gedanken darüber, wie man mehr Angebote für Ältere schaffen kann – vielleicht durch neue Formate. Im Januar wurde die Einstiegsmesse für die Firmlinge im Feuerwehrhaus gefeiert. Warum also nicht auch mal ein Gottesdienst in der Kneipe?

An Ideen mangelt es in Emsbüren nicht. Erst kürzlich wurde ein „Messdiener-Blind-Date“ in Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde organisiert – ein bunter Nachmittag mit Spiel und Spaß. „Man muss offen sein für viele Themen und sich nach den Bedürfnissen der Kinder richten“, sagt Marian Mülder. Ob dies der Schlüssel zum Erfolg ist? Im südlichen Emsland scheint es zu funktionieren.

Sebastian Hamel