Ausstellung in Lübeck mit Exponaten aus Osnabrück
Die menschliche Seite der Märtyrer
Foto: Matthias Petersen
Urszula Ornat, Jochen Proske und Hermann Queckenstedt werden mit den Ausstellungsstücken Hermann Langes von Hermann Pentermann fotografiert.
Hermann Pentermann wiegt mit dem Kopf. Der Faltenwurf des Messgewands, das der Osnabrücker Fotograf ablichten soll, stellt ihn nicht zufrieden. Er zupft noch ein wenig an dem Stoff, erst dann nimmt er wieder seine Kamera zur Hand und schaut durch den Sucher. Er ist heute im Diözesanmuseum Osnabrück im Einsatz, um fünf Erinnerungsstücke von Hermann Lange abzulichten. Jenen Priester aus Lübeck, der am 10. November 1943 zusammen mit den Kaplänen Johannes Prassek und Eduard Müller sowie dem evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink von den Nationalsozialisten im Hamburger Gefängnis hingerichtet wurde. Der Tatvorwurf? An sich zweitrangig: „Alle Pfaffen sollen hängen“, soll der Richter gesagt haben.
In Lübeck gibt es in der Herz-Jesu-Kirche, wo die drei katholischen Kapläne tätig waren, einen Erinnerungsort. Hier werden Fakten gesammelt über das Leben der vier Männer. Noch wichtiger ist Gedenkstättenleiter Jochen Proske aber die „Schatzkammer“, in der persönliche Gegenstände zu sehen sind. Der Fotoapparat Eduard Müllers, die Schallplatten Johannes Prasseks. Dazu kommen jetzt für ein paar Wochen das Messgewand, das Hermann Lange bei seiner ersten Eucharistiefeier trug, eine Madonna aus seinem Besitz, sein Neues Testament, mit dem er in der Todeszelle betete, ein Andachtsbild der heiligen Therese von Lisieux und sein Sterbekreuz. Leihgaben aus dem Bistum Osnabrück, die Museumsmitarbeiterin Urszula Ornat zusammengetragen hat. „Solche Gegenstände zeigen neben den Fakten über ihr Leben die menschliche Seite der Märtyrer“, sagt Proske, der unlängst in Osnabrück war, um die geistlich wertvollen Gegenstände abzuholen. „Auf diese Weise kommen die Besucher der Ausstellung noch einmal ganz anders in Kontakt mit den Männern."
Programm rund um den 10. November
In Lübeck gibt es traditionell bereits ab Anfang November eine Reihe von Veranstaltungen zum Gedenken an die Märtyrer. Insbesondere die Sonderausstellung mit den Exponaten aus dem Nachlass von Hermann Lange dürfte dabei Interesse wecken. Sie wird am Sonntag, 2. November, um 18 Uhr in der sogenannten „Schatzkammer“ der Gedenkstätte an der Lübecker Propsteikirche Herz Jesu (Parade 4) eröffnet und dauert bis zum 30. November.
Schon am Samstag, 1. November sowie am Samstag, 8. November, lädt der Leiter der Gedenkstätte, Jochen Proske, jeweils um 14 Uhr zu einem Stadtrundgang auf den Spuren der drei katholischen Kapläne sowie des evangelischen Pastors ein. Treffpunkt ist jeweils die Dachterrasse vom Hansemuseum (An der Untertrave 1).
Am Dienstag, 4. November bietet die evangelische Lutherkirche um 19.15 Uhr ein Werkstattgespräch über eine schon länger geplante Graphic Novel über die Geschichte der Geistlichen an. Am Freitag, 7. November, findet dann um 12 Uhr in der Marienkirche im Stadtzentrum eine Friedensandacht mit der Lutherkirchen-Pastorin Constanze Oldendorf statt, gefolgt von der traditionellen Kranzniederlegung unter den Rathausarkaden mit Ingaburgh Klatt vom Arbeitskreis 10. November. Um 19.15 Uhr wird Sebastian Holzbrecher von der Universität Hamburg im Haus der Begegnung (Parade 4) Einblicke in den aktuellen Stand des Forschungsprojekts über die vier Geistlichen geben.
Am Sonntag, 9. November lädt die Kirchengemeinde Luther-Melanchton (Moislinger Allee 96) um 11 Uhr zum Gedenkgottesdienst ein. Pastorin Oldendorf (Liturgie) und der Historiker Sebastian Holzbrecher (Predigt) werden ebenso dabei sein wie eine Solistin und der Lübecker Kammerchor unter Leitung von Andreas Krohn.
Der Montag steht dann ganz im Zeichen der Veranstaltungen auf der Parade, wo die Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller wirkten: um 17 Uhr wird ein Kranz am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus am nahen Zeughaus niedergelegt. Es spricht der Vorsitzende der Lübecker Possehl-Stiftung, Wolfgang Sandberger. Zum Pontifikalamt um 18 Uhr in Herz Jesu wird neben Erzbischof Stefan Heße auch der Osnabrücker Domkapitular Hermann Wieh erwartet, der die Predigt halten wird. Es singt der Propsteichor unter Leitung von Heiner Arden.
Wanderausstellung in Georgsmarienhütte
In der Heilig-Geist-Kirche Georgsmarienhütte, Overbergstraße 14, ist ab Mittwoch, 29. Oktober, eine Wanderausstellung zu sehen, die bis zum 24. November andauert. Geöffnet ist sie täglich außerhalb der Gottesdienstzeiten. Ebenso ist der Besuch der Krypta möglich. Anlässlich der Seligsprechung der drei Priester hatten das Erzbistum Hamburg und das Bistum Osnabrück 2011 diese Wanderausstellung konzipiert, die sich mit großformatigen Stellwänden den Lebenswegen der drei katholischen Kapläne und ihrem evangelischen Mitstreiter widmet und sie im historischen Kontext der Zeit deutet.
Am Sonntag, 9. November, wird in der Messe um 9.30 Uhr der Märtyrer gedacht. Der Gottesdienst findet in der Krypta statt. Die Predigt hält Domkapitular Theo Paul. Nach dem Gottesdienst steht Hermann Queckenstedt, Leiter des Diözesanmuseums in Osnabrück und verantwortlich für Aufbau und Ausleihe der Ausstellung, für Fragen, Gespräch und Erläuterungen zur Verfügung. Der Pfarrgemeinderat unterstützt mit Kaffee, Tee und Gebäck die Möglichkeit zu Austausch und Begegnung.
In Hamburg ist am Sonntag, 16. November, um 21 Uhr eine ökumenische Vigil im Kleinen Michel geplant.
Matthias Petersen/Marco Heinen