Ein Jahr und kein Ende

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Seit Beginn des Ukraine-Krieges vor einem Jahr hat die Caritas ihre Kontakte genutzt. Acht Lastwagen mit Hilfsgütern sind in das Kriegsland gefahren. Die Hilfsbereitschaft, sagt Koordinator Mathias Thees, ist enorm.


Mathias Thees (2. v.l.) war zuletzt im März in der Ukraine. Hier spricht er mit Flüchtlingen aus der Region Luhansk, die inzwischen wieder in ukrainischer Hand ist. | Foto: Caritas im Norden

Schwerin. Am 24. Februar 2022 begann der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Am nächsten Tag telefonierte Mathias Thees mit Freunden in der Westukraine. Dass die Ukraine Hilfe brauchte, war klar. Dass sie Hilfe bekam, war für Mathias Thees und seine Mitstreiter bei der Caritas selbstverständlich: „Wir hatten die Kontakte, das Netzwerk war da, wir wussten, was gebraucht wird.“

Seit 23 Jahren besteht die Partnerschaft mit mehreren Orten in der Ukraine und vielfältiger Unterstützung der caritativen Arbeit dort. Ende Februar 2022 lief eine Hilfsaktion an, die es in dieser Größe noch nicht gab. „Noch vor ein paar Monaten haben wir geplant, mit einem vollgepackten Lastzug in die Ukraine zu fahren. Letztendlich sind es mittlerweile acht Lastzüge geworden“, sagt Thees.

Geladen hatten diese LKWs zusammen 180 Tonnen Lebensmittel, Medikamente, winterfeste Kleidung und Gebrauchsgüter. In Kolomyja, Burschtyn, Rohatyn und Ivanow-Frankivsk sind die ukrainischen Caritasmitarbeiter unermüdlich im Einsatz und versuchen das Leid der Kriegsfolgen zu lindern. Versorgt werden vor allem arme Menschen und Flüchtlinge, die aus den Kriegsregionen in den Westen des Landes gekommen sind.

Akkus, Konserven, Stromgeneratoren

„Besonders Kinder, Frauen und pflegebedürftige, alte Menschen leiden unter den Strapazen der Flucht und dem Verlust der Heimat“, sagt der deutsche Koordinator der Ukraine-Partnerschaft. „Sie erhalten das Notwendigste zum Überleben: Nahrungsmittelpakete, warme Kleidung und Decken und medizinische Unterstützung.“ Die Partnerorganisationen können bei ihrer Hilfe für die Kriegsbetroffenen auf lange Erfahrungen zurückgreifen: Im Osten und Süden des Landes herrscht nicht erst seit einem Jahr Krieg, sondern seit 2014.

Heute allerdings sind viel mehr Menschen betroffen. Die russischen Raketenangriffe haben Kraftwerke und Leitungssysteme zerstört. Mathias Thees: „Insbesondere die Wärme- und Energieversorgung ist hart getroffen, es gibt massive Stromausfälle, die mobile Kommunikation und das Internet sind unterbrochen. Auch hier helfen wir, indem wir Notstromgeneratoren geliefert haben und 1 000 Power Banks für die Handynutzung während der Stromausfälle.“ Powerbanks, externe Akkus für mobile Computer und Telefone, sind eine wichtige Hilfe. Denn wenn der Strom ausfällt, können die Geräte nicht aufgeladen werden und die Kommunikation kommt zum Erliegen. Die Powerbanks werden jetzt von der Caritas vor Ort verteilt – auch an Soldaten, damit sie mit ihren Familien Kontakt aufnehmen können.

Die Hilfsaktionen der „Caritas im Norden“ kommen längst nicht nur aus dem Norden. Über die Powerbank-Aktion berichtete die „Tagesschau“. Erst kürzlich hat die Mainzer Glasfirma Schott 2 000 blau-gelbe Wolldecken gestiftet. Ohne die Spender aus dem Norden allerdings wäre ein so großes „Hilfspaket“ nicht möglich gewesen. „Die Hilfsbereitschaft war enorm“, sagt Mathias Thees. „Wir konnten mit 400 000 Euro unmittelbare humanitäre Hilfe leisten.“ Einen großen Anteil daran hatte eine Höreraktion des Rundfunksenders RSH, bei der 120 000 Euro zusammenkamen.

Im April plant Mathias Thees eine Reise in die Ukraine, was bisher nicht möglich war. Wegen der Sicherheitsmaßnahmen ging während des Kriegsjahres nur ein Treffen in Polen. Die nächste Aktion der Partnerschaft dagegen ist für Mitte Februar geplant. Dann soll der neunte Zwanzigtonner mit Hilfsgütern in die Ukraine fahren. An ein schnelles Ende des Krieges glaubt indes niemand. Die Menschen leben auch im Westen des Landes im permanenten Ausnahmezustand. Gewöhnt haben sich die Menschen nicht an den jetzt zwölf Monate dauernden Krieg. „Alle leben in dauernder Angst. Es gibt häufig landesweit Fliegeralarm, und man befürchtet, dass dieser Krieg weiter eskalieren könnte.“ So der Eindruck des Organisators der Ukraine-Hilfe.

Da kein Ende des Krieges in Sicht ist, wird auch die Hilfe weitergehen. Dazu sind nach wie vor Spenden nötig. Die Bankverbindung lautet:
Caritasverband für das Erzbistum Hamburg
Stichwort Ukrainehilfe
Evangelische Bank
IBAN: DE09520604100006400000
Swift-BIC: GENODEF1EK1

VON ANDREAS HÜSER