Vom Selbstverständnis der Ehrenamtlichen in unseren Gemeinden

„Es muss einfach Spaß machen“

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Im Januar wird traditionell in vielen Gemeinden eine Dankesfeier für die Ehrenamtlichen organisiert. Was sie leisten, zeigt das Beispiel Schwarzenbek.

Vier Ehrenamtliche aus der Gemeinde in Schwarzenbek
 Vier von vielen Engagierten (v. li.): Winfried Hofacker, Jürgen und Andrea Zeh, Ansgar Kemmerling. | Foto: Dirk Parchmann

Für Ehrenamtliche gibt es viel zu tun in einer Gemeinde wie St. Michael in Schwarzenbek. Wie in vielen anderen Gemeinden auch stand dort kürzlich der Dank für das große Engagement Einzelner im Mittelpunkt. Pfarrer Ulrich Weikert feierte mit 70 Ehrenamtlichen einen Gottesdienst, später gab es ein gemeinsames Essen. Bis spät in den Abend dauerte das Treffen, bei dem auch schon wieder Vorhaben für das kommende Jahr besprochen wurden. 

Das alles hört sich unspektakulär an, doch es lohnt sich, genauer hinzusehen. Denn Schwarzenbek ist ein gutes Beispiel für das Gemeindeleben in der Diaspora. Gerade in den ländlichen Regionen geht es beim ehrenamtlichen Engagement nicht nur um den Zeitaufwand, der für einzelne Aktivitäten vor Ort erforderlich ist, sondern außerdem um die Anfahrtswege, die nicht zu unterschätzen sind. 

Auch die Zahl von rund 70 Ehrenamtlichen beschreibt die Realität nur unzureichend. Denn so manches Chormitglied ist zugleich Küster und wer sich im Seniorenbesuchsdienst engagiert, steht vielleicht am Sonntag auch als Lektor am Ambo. Bei Einzelnen kommen da schnell sogar mehr als „nur“ fünf Aufgaben zusammen. Und so bringen sich einige Gemeindemitglieder je nach Möglichkeit mit zwei oder sogar bis zu zehn Stunden ehrenamtlicher Arbeit pro Woche ein.

Zählt man am Beispiel Schwarzenbek einmal wirklich nach, dann zeigt sich, dass im Grunde von rund 140 ehrenamtlich Tätigen zu sprechen ist, als da sind: über 30 Messdiener, 16 Kommunionhelfer, über 10 Lektoren, 4 Gottesdienstbeauftragte, 31 Chormitglieder, 8 Bandmitglieder und 8 Küster. Sie alle kümmern sich darum, dass die zwei Gottesdienste pro Woche einen würdigen Rahmen erhalten. 

Darüber hinaus gibt es 4 Katecheten. Im Kirchenvorstand engagieren sich 5 Ehrenamtliche, 3 weitere im Ortspastoralrat; 4 gehören dem Pfarrgemeinderat an, 2 vertreten die Gemeinde auf dem Weg zum Pastoralen Raum Bille-Elbe-Sachsenwald im Gemeinsamen Ausschuss und in der Lenkungsgruppe. Darüber hinaus kümmert sich je eine Person um das Internet, die Öffentlichkeitsarbeit, das Mitmachbuch der Gemeinde und die Männerrunde. Manpower- und Frauenpower sind außerdem bei diesen Aktivitäten gefragt: Kirchencafé (mindestens 12), Seniorenkreis (2), Seniorenbesuchsdienst (2), Familiengottesdienste und Kinderkirche (4), Krippenbau (2), Pfarrfamilienkreis (2), Ruhe-und-Rotwein-Gruppe (2), Sternsingen (2), Gesprächskreis Freude am Glauben (2) und Gartengruppe (4). Nicht zu vergessen ist das Engagement des Fördervereins mit seinen rund 50 Mitgliedern.

Zu den Aktivposten der Gemeinde zählt Dirk Parchmann, der sich unter anderem im Kirchenvorstand engagiert und deshalb auch all die hier genannten Zahlen im Blick hat. Er rechnet vor, dass die meisten Ehrenamtlichen täglich bereits zwölf Stunden für ihren Beruf aufbringen müssen, wobei vor allem die Anfahrtswege im Großraum Hamburg ins Gewicht fallen. Zeit für ein Ehrenamt bleibt da kaum – und wird doch freigeschaufelt. „Gerade Frauen stehen oft unter einer Doppelbelastung von Beruf und Familie“, so Parchmann. 

Entsprechend schwierig sei es inzwischen, Gemeindemitglieder für langfristige Verpflichtungen zu gewinnen. „Es ist viel leichter, Leute für einzelne Projekte zu bekommen“, sagt er. Und es sei wichtig, die Aktiven zu stärken und zu würdigen. Denn ohne Motivation geht es nicht. Parchmann: „Es muss einfach Spaß machen.“

Text: Marco Heinen