Seelsorger in der Arbeitswelt

Gottes Geist am Betriebstor

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Ärger in der Firma? Sorge um die Kollegen? Darum will sich im Emsland der neue Betriebsseelsorger der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, Marcel Völtz, kümmern. Er kennt die Arbeitswelt aus verschiedenen Perspektiven.


Freut sich auf die neue Aufgabe: Marcel Völtz ist Betriebsseelsorger in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung. | Foto: Petra Diek-Münchow

Gespannt ist Marcel Völtz auf seine neue Aufgabe. Und neugierig. „Das gab es ja im Bistum Osnabrück bisher nicht“, sagt er und reckt die Schultern. In den nächsten fünf Jahren will der gebürtige Grevener für die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Emsland die Betriebsseelsorge aufbauen. Eine halbe Stelle ist dafür vorgesehen, mit der anderen Hälfte arbeitet er als KAB-Sekretär für die Bezirke Emsland/Grafschaft Bentheim und Bremen. Sein Büro hat er im Lingener Ortsteil Holthausen/Biene.

Was hier zuerst in seinem Kalender steht? „Ich muss die Leute in der Region erst mal richtig kennenlernen“, sagt Völtz, der jetzt in Haselünne lebt. Dafür hat er sich einiges vorgenommen. In den nächsten Monaten will er möglichst viele Betriebs- und Personalräte im Emsland treffen, denn die werden künftig seine Hauptansprechpartner sein. Diese Gremien möchte er künftig beraten und begleiten – will Teamseminare oder geistliche Auszeiten, Referate oder spirituelle Impulse für sie organisieren.

„Als KAB gehören wir an die Seite der Schwächsten“

Er hofft auch, an Betriebsversammlungen teilnehmen zu können und wird dort nicht bange sein, bei Bedarf Klartext zu reden, wenn aus Sicht der KAB und der Kirche etwas schiefläuft. „Im Falle eines Falles werde ich bei einem Arbeitskampf mit auf die Straße gehen“, verspricht er mit fester Stimme. „Der Geist Gottes macht vor dem Betriebstor nicht halt. Und wir als KAB gehören an die Seite der Schwächeren – der kleinen Leute und derjenigen, die vielleicht ausgegrenzt werden.“ Außerdem bietet Völtz an, Beschäftigte als Seelsorger persönlich zu begleiten – wenn zum Beispiel ein enger Kollege gestorben ist oder das Leben nach dem Verlust des Jobs keinen Sinn mehr zu machen scheint. Der 38-Jährige weiß: Das ist eine große Bandbreite an Aufgaben, das kann herausfordernd sein und werden.

Helfen werden ihm dabei seine bisherigen Erfahrungen in der Familie, in der Ausbildung und in früheren Jobs. „Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie“, sagt er mit leisem Stolz in der Stimme. Seine Mutter ist Einzelhandelskauffrau, sein Vater war Weber. Wie Schichtarbeit in den Alltag eingreift und was die Sorge um den Lohn bedeutet, erlebt er als Kind mit. „Den Niedergang der Textilindustrie und die Konsequenzen habe ich im direkten Umfeld mitbekommen.“ Er selbst macht nach der Handelsschule zunächst eine Ausbildung zum Speditionskaufmann und holt später das Abitur am Overberg-Kolleg in Münster nach.

Nach den Studium arbeitet er im Büro des Katholikentages Osnabrück und ist dort für die Planung vieler Veranstaltungen zuständig. Kirche und Glaube waren und sind wichtig für ihn. „Ich bin fest verwurzelt und münsterländisch-katholisch geprägt“, sagt er. Dazu gehört früher das Engagement in der kirchlichen Jugendarbeit, im Pfarrgemeinderat und der Kolpingsfamilie.

Sein beruflicher Weg führt ihn später an mehrere Stationen. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) kümmert er sich in einer Servicestelle um Ehrenamtliche in sechs Landesverbänden. Dieses Thema und der Verband liegen ihm am Herzen, „ich bin als Jugendlicher beim DRK quasi groß geworden.“ Danach arbeitet er im Bildungsbereich und später als Personalreferent in der freien Wirtschaft – sitzt also im Grunde auf der anderen Seite des Schreibtisches. „Stimmt“, sagt er lächelnd. Was Zeitarbeitsverträge und Leiharbeit bedeuten, weiß er seitdem.

„Ich bringe einen großen Sack voll Zeit mit“

Und an dieser Stelle wird Marcel Völtz richtig energisch. Bei den Diskussionen um mehr flexible Arbeitszeiten zum Beispiel schüttelt er den Kopf. Dass die Wirtschaft diktieren will, wer wann wie flexibel zu sein hat, geht dem 38-Jährigen gegen den Strich. „Der Mensch wird nur noch als Produktionsgut gesehen, das man nach Belieben aus dem Regal holen kann.“ Er weiß aus vielen Gesprächen, dass der Druck in den Betrieben zunimmt, dass oft die Arbeit nicht wertgeschätzt wird – dass jeder glaubt, für sich allein kämpfen zu müssen. Und ein besonderes Thema sind prekäre Löhne. „Wir haben einfach sehr viele Leute, die zwar Arbeit haben, aber nicht genug verdienen. Wenn da die Waschmaschine kaputtgeht, wird es schwierig.“ Sich für diese Menschen einzusetzen, sieht der neue Betriebsseelsorger als „urbiblischen Auftrag“ an. „Ich bringe für sie einfach einen großen Sack voll Zeit mit“, sagt Marcel Völtz.

Petra Diek-Münchow
 
Kontakt: Marcel Völtz, Biener Straße 61, 49808 Lingen, Telefon 05 91/8 00 90 16, E-Mail: Betriebsseelsorge-EL@kab-os.de