Schreiner in der Denkmalpflege: Erhard Kiszner
Kaputtes fordert ihn heraus
Alte Häuser in ihrer Substanz zu erhalten: Darum geht es in der Denkmalpflege. Zum „Tag des offenen Denkmals“ an diesem Sonntag gewährt Erhard Kiszner einen Einblick in sein Tun. Er ist Schreiner in der Denkmalpflege. Von Hans-Joachim Stoehr
Holz, ob lebendig im Wald oder als Material in der Werkstatt, begleitet Erhard Kiszner fast sein ganzes Leben. Sein Vater war Waldarbeiter im Schloss Adolphseck bei Eichenzell. „Mit sieben Jahren bin ich mit in den Wald gegangen und habe das erste Mal Holz gemacht“, erinnert sich der 64-Jährige. Und seitdem ist der Werkstoff Holz sein Element. Denn er hat es mit Fenstern, Türen, Treppen, Böden, Schränken oder Tischen zu tun. „Das ist das Spannende an meiner Tätigkeit. Es wird nie langweilig“, sagt der Handwerker. Und er fügt hinzu: „Deshalb machte es auch Spaß.“
Schon in vielen Kirchen gearbeitet
Zu den Kunden Kiszners zählen Kirchengemeinden. Und zwar katholische wie evangelische. „Wir können Aufträge von beiden übernehmen, da meine Frau katholisch ist und ich evangelisch“, sagt der Handwerker mit einem Augenzwinkern. Und er fügt hinzu: „So viele Stunden, wie ich schon in Kirchen war, da hab ich was gut.“ Und dabei zeigt er mit dem Finger nach oben.
Seine handwerklichen Spuren hat Kiszner gleich in drei hessischen Domen hinterlassen. In Fulda restaurierte er bereits 2011 das Domportal. Die Originaltür brachte er in seine Werkstatt. Als Ersatz baute er eine Tür ein, die aus einer Folie bestand, die eine Aufnahme des Portals in Originalgröße zeigte. Die Folie wiederum war auf Holz aufgespannt. Das Kuriose: „Bei einer Umfrage des Internetportals Osthessen-News haben viele Passanten auf dem Domplatz nicht gemerkt, dass das Portal nicht da war.“ Außerdem hat der Schreiner auch einige Bänke im Dom erneuert.
Auch am Frankfurter Dom war Kiszner im Einsatz – und zwar in der Türmerwohnung. Er erinnert sich noch lebhaft an die 326 Stufen, die zu erklimmen waren, um die Türmerwohnung zu erreichen. „Da überlegst du dir ganz genau, welches Werkzeug du brauchst – um nicht zweimal gehen zu müssen.“ Zudem arbeitete der Handwerker am Limburger Dom und anderen kirchlichen Bauwerken im Limburger Land.
Mit seinen Restaurierungsarbeiten ist der Schreiner in einer „Nische“ tätig. Um etwa alte Türen adäquat zu erneuern, muss er aber auch wissen, wie solche Türen einst gefertigt wurden. Der Schreiner ist dankbar, dass er in seiner Ausbildung noch intensiv Fertigkeiten mit Säge und Hobel erlernen konnte.
„Je mehr ein Werkstück kaputt ist, umso größer ist die Herausforderung für mich“, erklärt der Handwerker mit einem Lächeln. Die Herausforderung besteht vor allem darin, einerseits die alte Substanz möglichst zu erhalten – also ganz im Sinn des Denkmalschutzes. Andererseits muss Holz, das kaputt ist, ersetzt werden. Bei solchen Restaurierungsarbeiten ist allerdings Vorsicht geboten. „Die Arbeiten geschehen an kaputten Stücken so, dass gesundes Holz nicht beschädigt wird“, erläutert Kiszner. Denn dieses gesunde alte Holz solle erhalten werden.
Nach 49 Jahren noch viel Spaß an der Arbeit
Die Restaurierung alter Möbel oder Türen durch Kiszner überrascht die Eigentümer/Auftraggeber immer wieder. Er erinnert sich an einen Kunden, für den er einen alten Schrank restaurierte. Ursprünglich sollte das zuvor wenig ansehnliche Möbelstück an einer weniger exponierten Stelle im Haus aufgestellt werden. „Und nun steht der Schrank im Wohnzimmer“, freut sich der Schreiner über die Wertschätzung für seine Arbeit.
Über zu wenig Arbeit kann sich der Schreiner nicht beklagen. In der Werkstatt wird er von einem Holzbildhauer unterstützt. „Er ist aber auch schon 58. Das heißt: Es ist kein Nachfolger in Sicht.“ Und er selbst will demnächst zumindest kürzer treten. Ganz aufhören indes eher nicht. „Ich habe immer noch – auch nach 49 Jahren – viel Spaß an der Arbeit.“
Von Hans-Joachim Stoehr