Ökumenisches Friedhofscafé

Mit der Trauer nicht allein

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Ehrenamtliche Gesprächspartnerinnen in der Kapelle
Nachweis

Foto: privat

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Bereit für Gespräche: Gaby Schmuck, Walburga Klare und Hildegard Buchweitz (v.l.) in der Kapelle auf dem Schinkeler Friedhof. Foto: privat

Seit November 2022 gibt es das ökumenische Friedhofscafé im Osnabrücker Stadtteil Schinkel. Mittlerweile findet es regelmäßig am zweiten Sonntag im Monat statt. Neben Kaffee und Tee laden die Frauen zu Gesprächen ein.

Eine kleine Traube an Frauen steht dicht gedrängt vor der Eingangstür der Kapelle auf dem Schinkeler Friedhof in Osnabrück. Immer wieder ist ein leises Piepsen zu hören. Dann geht die Kapellentür auf und sofort wieder zu, aber alle Frauen bleiben draußen in der Kälte stehen. „Ich glaube, ich habe es jetzt verstanden“, sagt eine der Frauen. Damit die Gruppe das Friedhofs-
café aufbauen kann, braucht sie Zugang zur Kapelle. Allerdings hat der elektronische Schlüssel so seine Tücken. Mit dieser kleinen Übungsstunde sollte das Öffnen der Tür in Zukunft kein Problem mehr sein.
Kirche als Anbieter schafft mehr Vertrauen

Petra Möller und Annegret Bünte sind die Initiatorinnen des Cafés auf dem Friedhof im Schinkel. Beide sind ehrenamtlich in der Sterbe- und Trauerbegleitung tätig und haben von einer Kollegin gehört, dass es auf einem anderen Friedhof im Landkreis eine solches Café gibt. „Ich war ganz fasziniert von dieser Idee“, erzählt Möller. So beschlossen beide die Pastorin der evangelisch-lutherischen Kirche, Anne-Kathrin Bode, anzusprechen und ihr diese Idee für den eigenen Friedhof zu unterbreiten. Für Bode war direkt klar: „Das passt hier super hin.“

Ehrenamtliche vor der Kapelle
Ehrenamtliche vor der Kapelle. Sie freuen sich auf eine Übungsstunde. Foto: Jasmin Lobert

Daraufhin durften die beiden Frauen das Friedhofscafé im November 2022 am Totensonntag ausprobieren. Doch die Friedhofsbesucher waren zunächst irritiert. Oft wurde gefragt: „Wer sind Sie überhaupt?“ „Da war es gut, dass wir auf die Kirchengemeinde im Hintergrund verweisen konnten, weil das natürlich direkt mehr Vertrauen schafft“, erzählt Möller. Sobald sie den Besuchern das Projekt erklärt hatten, ließen sich einige auf einen Kaffee oder Tee und ein nettes Gespräch ein.

Viele Gespräche drehen sich um Dinge, die die Menschen vor Ort bewegen.

Die Resonanz war grundsätzlich so gut, dass das Café auch im Jahr 2023 immer mal wieder an verschiedenen Tagen stattgefunden hat. In der Zwischenzeit haben sich weitere Mitstreiterinnen für dieses Projekt gefunden. Dem Aufruf von Anne-Kathrin Bode sind auch zwei Frauen aus der katholischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz gefolgt. Mittlerweile besteht das ökumenische Team aus circa zehn Ehrenamtlichen, so dass sie das Café nun regelmäßig jeden zweiten Sonntag im Monat öffnen können.

Auf die Frage, wer das Gesprächsangebot annimmt, antwortet Annegret Bünte: „Auf dem Friedhof sind am Wochenende viele ältere Menschen, die alleine sind. Die sind einfach froh, Dinge erzählen zu können.“ Möller ergänzt: „Dabei muss es nicht um Trauer gehen. Viele Gespräche drehen sich um Dinge, die die Menschen vor Ort bewegen. Zum Beispiel eine Buslinie, die nicht mehr am Friedhof hält und die Sorge, nicht mehr zum Friedhof zu kommen.“

Walburga Klare, eine der beiden katholischen Ehrenamtlichen, erzählt, dass einige Friedhofsbesucher mit ihr auch über ihre Verluste gesprochen haben. „Mir ist es wichtig, dass die Menschen mit ihrer Trauer nicht alleine sind“, sagt sie. Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema haben sie gelehrt, den Weg des Älterwerdens und des Loslassens zu akzeptieren. Dabei helfen Gespräche. So könne auch das Friedhofscafé dazu beitragen, dass Menschen ihren Frieden mit der Situation finden.

Egal ob nettes Pläuschchen, tiefgreifendes Gespräch oder nur eine Tasse Kaffee: Im Friedhofscafé ist jeder willkommen, unabhängig von Religion und Kirchenzugehörigkeit.

Jasmin Lobert