Priesterberuf

Platt schnacken verbindet

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Junger Mann steht vor einer Kirche
Nachweis

Andrea Kolhoff

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Lukas Mey ist Kaplan in Ankum, Eggermühlen und Kettenkamp.

Kaplan Lukas Mey aus Andervenne spricht Plattdeutsch. Das kommt ihm als Seelsorger im Gespräch mit Senioren zugute. Die Sprache sei ehrlich und verbinde Alt und Jung.

Lukas Mey fällt auf, das verdankt er seiner Größe von 1,95. Es kommt ihm im Berufsleben zugute: Lukas Mey ist Priester und wenn er am Altar steht, ist er auch für diejenigen, die in der Kirche hinten sitzen, gut zu sehen. Der 30-Jährige stammt aus Andervenne im Emsland und ist in Ankum, Eggermühlen und Kettenkamp im Kreis Osnabrück als Kaplan tätig. Ob Firmvorbereitung, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, die Arbeit ist vielfältig und bringt ihn mit vielen Menschen zusammen. Das gefällt ihm. 

Auch Besuche im Pflegeheim gehören zu den Aufgaben des jungen Priesters. Wenn er dann auf Senioren trifft, die Platt verstehen, kann Lukas Mey selbst ins Plattdeutsche wechseln. Er versteht diese Sprache und spricht sie auch, nicht perfekt, wie er meint, aber gut genug, um sich nett zu unterhalten. Das Plattdeutsche schaffe eine gelöste Atmosphäre, sagt er, weil es verbindet, und es können Dinge angesprochen werden, die man im Hochdeutschen anders ausdrücken würde. „Plattdeutsch ist eine ehrliche Sprache“, sagt Lukas Mey. 

Er hat sein Platt in Andervenne gelernt. Sein Opa (Jahrgang 1927) sprach Platt, in der Schule gab es plattdeutsche Vorlesewettbewerbe, im Ort plattdeutsche Theateraufführungen und in der Blaskapelle Andervenne, wo er Tenorhorn spielt, unterhielten sich Alt und Jung auch auf Platt. Es zeigt sich deutlich: Die Sprache verbindet die Generationen. 

Im Juni 2022 wurde Lukas Mey zum Priester geweiht. Er war zunächst als Kaplan in Haren, Altharen, Emmeln, Tinnen und Wesuwe im Emsland tätig, wo er auch schon als Diakon gearbeitet hat. In Haren wird jeweils an Pfingsten ein großer plattdeutscher Gottesdienst gefeiert, zu dem rund 800 Leute kommen. Den feierte er als junger Priester gerne mit. Zur Vorbereitung befasste er sich dann mit den Lesungstexten und dem Evangelium und versuchte, die Texte ins Plattdeutsche zu übertragen. Dabei könne man nicht wörtlich vorgehen, vielmehr komme es auf die Interpretation des Textes an, sagt Lukas Mey – wie immer, wenn es um Verkündigung gehe. 

Lieder, Fürbitten und Predigt gibt es dann auf Platt, aber das Hochgebet spricht Lukas Mey so, wie der hochdeutsche Text es vorsieht. Dieses institutionalisierte Gebet würde er nie in Mundart sprechen. „Das ist ein ganz verdichteter Gebetsmoment“, so Mey. 

In Ankum wohnt er im Pfarrhaus nahe der Kirche St. Nikolaus, unter einem Dach mit Pfarrer Michael Franke, aber in einer eigenen Wohnung. Sie pflegen eine gemeinsame Tischkultur, das heißt, sie essen des Öfteren gemeinsam zu Mittag, einmal in der Woche auch in großer Runde mit dem ganzen Pastoralteam; so können Themen in netter Runde besprochen werden.

Traumberuf Priester

Studiert hat Lukas Mey in Münster und Frankfurt und hält auch noch Kontakt zu seinen Studienkollegen. An seinem Beruf als Priester schätzt er die Vielseitigkeit der Aufgaben und die Tatsache, dass er mit so vielen Menschen in Kontakt kommt, die ihm einen Vertrauensvorschuss geben. Ob es darum geht, jugendliche Firmbewerber zu stärken, mit den Ehrenamtlichen gemeinsam etwas zu bewegen oder im Trauergespräch die richtigen Worte zu finden, stets muss er sich auf andere einstellen. „Da geht es nicht um mich“, so Mey. „Das ist ein schöner Beruf und eine schöne Weise, zu leben.“

 

Andrea Kolhoff