Martin Walbaum bietet Gespräche und Aktionen an

Seelsorge für Männer

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Wie beten, sprechen und feiern Männer? Was erwarten sie von der Kirche? Diakon Martin Walbaum ist Männerseelsorger im Bistum Osnabrück und begleitet sie in verschiedenen Lebenssituationen.

 

Er möchte ins Gespräch kommen, bei Fragen und Sorgen da sein, kurze und knackige Impulse schaffen, die Männer erreichen oder einfach nur mit ihnen reden – von aktuellen Themen bis hin zum eigenen Glauben. Martin Walbaum freut sich auf seine neue Aufgabe. Das merkt man sofort. Er hat Ideen und Vorstellungen, was Männer brauchen. Die Arbeit mit ihnen reizt ihn, sie ist spannend und herausfordernd – „wie das Rausschwimmen in einen weiten See“. Seit August ist der 50-Jährige als Nachfolger von Helmut Heitz neuer Männerseelsorger im Bistum. 

Viele neue Kontakte und Situationen prägen seitdem seinen Arbeitsalltag, der neben der Männerarbeit auch die Krankenhausselsorge im Christlichen Klinikum Melle und die Arbeit als Ständiger Diakon in der Pfarrei St. Matthäus beinhaltet. So besucht Walbaum derzeit nach und nach die Männergruppen in den Gemeinden des Bistums von Haselünne bis Bremen, stellt sich vor, gestaltet einen gemeinsamen Abend, knüpft Kontakte, stellt Fragen. „Wir wissen gar nicht genau, wie viele Gruppen es wirklich gibt, acht sind offiziell beim Bistum registriert.“ Immerhin ein Anfang, ein erster Anknüpfungspunkt. 

Denn für sie und alle interessierten Männer im Bistum haben Martin Walbaum und Männerreferent Sebastian Mutke aus Wallenhorst verschiedene Aktionen im Angebot: Männertouren, Vater-Sohn-Zeltlager, eine Nachtwanderung am Gründonnerstag, die Männerwallfahrt nach Rulle, Trauerseminare, Besinnungstage oder ein Yoga-Wochenende am Meer. Hier können Männer unter sich sein, sich austauschen, gemeinsam etwas unternehmen, über Gott und die Welt sprechen.

Foto: Stefan Buchholz
Bei der traditionellen Männerwallfahrt nach Rulle sind die Herren ganz unter sich.
Foto: Archiv

Darüber hinaus ist Walbaum natürlich Gesprächspartner und Seelsorger für Männer in allen Lebenssituationen. Das Leben von Männern hat sich stark verändert, ihre Lebensentwürfe sind vielfältiger geworden: Männer machen Karriere, gehen zum Fußball, fahren Motorrad, spielen liebevoll mit ihren Kindern, putzen ordentlich das Bad oder kochen Kartoffeln fürs Mittagessen. Sie kennen Lust und erleben auch Frust. Das alles können sie in einer Männerrunde ansprechen. Hier merken sie: Es gibt andere Männer in ähnlichen Situationen, mit den gleichen Hobbys und Interessen, aber auch mit den gleichen Sorgen und Fragen. „In einer kirchlichen Männergruppe schaut man nicht auf Rang und Namen“ – das hat Martin Walbaum in seiner eigenen Gruppe erfahren, die seit vier Jahren in Melle existiert. „Die Gruppe bietet für mich einen Raum, wo ich das, was mich den ganzen Tag lang beschäftigt, hinter mir lassen kann.“ 

Alle sechs bis acht Wochen treffen sich die zehn Männer, ihr Programm ist so vielfältig wie die Mitglieder. Jeder erlebt dabei Dinge, die seinen Horizont weiten, die er alleine wohl nicht wahrgenommen hätte. Gerne denkt Martin Walbaum zum Beispiel an den Besuch eines Nationalmannschaftsspiels im Badminton, den Besuch eines Automuseums oder auch die regelmäßige Teilnahme an der Nachtwanderung am Gründonnerstag, die in den Dekanaten Osnabrück-Süd und Emsland-Süd angeboten wird. „Hier kann man so richtig abtauchen aus dem stressigen Arbeitsalltag, rein in die Ostertage. Das tut einfach gut.“ Nach einem Gottesdienst gehen die Männer acht bis zehn Kilometer durch die Nacht – ganz handfest mit Fackeln und Stationen. Die Aktion endet um Mitternacht mit einem Mahl – kurz, knapp, fertig. Genau richtig für Männer. Diese reinen Männerrunden findet der dreifache Familienvater auch in der Kirche wichtig. „Ich bin überzeugt, Männer unter Männern sprechen anders. Hier muss sich keiner hervortun, es herrscht kein Leistungsdruck. Wenn Frauen dabei sind, benehmen Männer sich anders.“ 

Ausnahmesituation Krankheit

Als Krankenhausseelsorger begegnet Walbaum oft auch Männern in außergewöhnlichen Situationen, zum Beispiel auf der Palliativstation. „Männer haben eher eine Distanz zu Krankheit und Sterben. Es ist eine Situation, in der sie keine Kontrolle haben über das, was passiert. Das verunsichert.“ Der Diakon ist dann einfach da – „oft merken sie, dass man ganz normal mit mir reden kann“. Auch Vater-Kind-Kuren auf Norderney will er regelmäßig besuchen und hier Angebote für Väter gestalten. Ebenso wie im Krankenhaus sei es auch hier spannend, Menschen zu begegnen, „die mit Kirche sonst gar nichts am Hut haben“, sagt er. Am Konzept tüftelt er noch. Schmunzelnd erzählt er: „Einfach zu sagen, ich komme von der Kirche, das geht nicht.“ Das habe er bei seinem ersten Versuch gemerkt. Aber auch hier ist er optimistisch, ein gutes Angebot zu finden – mit kurzen Impulsen, die Männer erreichen, einer handfesten Aktion oder einem Gesprächsangebot – über Sorgen und Fragen, Hobbys und Interessen, bis hin zum eigenen Glauben.

Astrid Fleute