Eröffnung der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz

Umbrüche und Aufbrüche

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In der Dresdner Kathedrale feierte die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am Montag ihren Eröffnungsgottesdienst. Dabei berichteten Gläubige, wie sie Kirche in der Diaspora leben.

Im Eröffnungsgottesdienst saßen in der ersten Reihe Gläubige aus dem Bistum, dahinter die Bischöfe aus ganz Deutschland.
Fotos: Ruth Weinhold-Heße

 

Gleich zu Beginn des Eröffnungsottesdienstes der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonverenz (DBK) kamen sechs Personen aus dem Bistum Dresden-Meißen zu Wort. In ihren Statements berichteten sie von ihrem Glaubensalltag in der Diaspora: von Nachteilen, die ein Festhalten am Glauben zu DDR-Zeiten mit sich brachte, von der Seelsorge für Straffällige, der Initiatve „Queer und Christlich in Dresden“ oder von ihrem mutigen Schritt, entgegen des gegenwärtigen Trends in die Katholische Kirche einzutreten. „Diaspora heißt für uns nicht weniger, sondern mehr: mehr Kontakt, mehr Zusammenhalt, vielleicht auch einfach intensiver und individueller.“ erklärte Kinder- und Jugendreferent Lukas Liepach.

Bischöfe und Gläubige sind miteinander Kirche
Sie seien Teil der Kirche Sachsens und Ostthüringens, sagten die sechs Gläubigen und betonten gegenüber den Bischöfen: „Wir sind miteinander Kirche“. Als Zeichen dafür zündeten sie für Bischof Georg Bätzing, zurzeit Vorsitzender der DBK, Zwillingskerzen an. Eine der Kerzen solle im Tagungsraum der Bischöfe brennen, die andere in der Kirche, wenn die Gemeinde sich zum Gebet für die Bischöfe versammelt.
Der gastgebende Bischof Heinrich Timmerevers sagte bei seiner Begrüßung, das Bistum sei eines, das Umbrüche und Aufbrüche kennt und „ist deshalb ein guter Ort für unsere Tagung.“ Er hatte die rund 65 Bischöfe bereits zum 100-jährigen Bistumsjubiläum vor zwei Jahren nach Dresden eingeladen. Coronabedingt fand die Tagung damals aber online statt.
Auch Bischof Bätzing betonte in seiner Eröffnungsredigt zur Frühjahrsvollversammlung das Miteinander der Gläubigen. Mit Blick auf den weltweiten synodalen Prozess und dessen Tagung Anfang Februar in Prag sagte Bätzing, sie habe ihm gezeigt, wie „vielfältig und überraschend anders sich Katholizität und Glaube konkretisiert“. Seine Schlussfolgerung aus Prag: „Katholisch sein heißt auch immer katholisch werden.“ Katholiken weltweit und auch in Deutschland sollten nach dem Wir suchen, das sie nach dem Willen Christi bereits seien.
Katholizität sei kein Standbild, sondern ein Suchbild und der Prozess sicher kein leichter Spaziergang. Beim Hören aufeinander, dem Sprechen miteinander und dem Zugehen aufeinander wirke aber der Heilige Geist als einende Kraft. Er betonte, dass Verletzungen durch Ausgrenzung, wenn Gläubige sich nicht in der Kirche willkommmen fühlten, nicht dem Willen Christi entspäche. Er fragte weiter, ob es nicht eine Dynamik in Gottesbild und Theologie brauche und ein Zugehen auf Menschen am Rande der Gesellschaft.
Die anschließenden Fürbitten wurden von Gläubigen aus dem Bistum gehalten, auch auf Sorbisch. Dem Gottesdienst wohnte neben zwei weiteren Vertretern der Weltkirche aus Madagaskar auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, bei.

Personen aus dem Bistum Dresden-Meißen stellen sich vor.

 

Initiativen werben für Veränderung der Kirche
Vor dem Gottesdienst hatten sich verschiedene Initiativen vor der Kathedrale versammelt, um ihre Anliegen gegenüber den Bischöfen öffentlich zu machen, auch Jugendliche von „offen katholisch“, die am Dienstag (nach Redaktionsschluss) den Bischöfen eine Petition übergeben wollen. Darin fordern sie unter anderem, Frauen zum Priesteramt zuzulassen. Die Initiative „Aufarbeitung von unten“ stand mit einer aus Karton gebauten Klagemauer vor dem Haus der Kathedrale. Joachim Förster, selbst Betroffener von sexuellem Missbrauch aus Riesa, sagte: „Wir wollen errreichen, dass die Bischöfe die Aufarbeitung schneller und in größerer Offenheit fortsetzen, damit die Kirche ihr Vertrauen wieder zurück gewinnt.“ Der Umgang mit sexuellem und geistlichen Missbrauch ist eines der Themen auf der Tagesordnung der Frühjahrsvollversammlung.

Von Ruth Weinhold-Heße