Begleiter-Team freut sich auf die nächste inklusive Freizeit in Sögel

Viel Liebe und gute Laune

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Ein Mann und eine Frau lachen sich an.
Nachweis

Foto: Marstall Clemenswerth

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Ein großes Lachen im Gesicht: Das hat Kathrin Brachem immer, wenn sie von ihren Erfahrungen als Begleiterin bei den Freizeiten für Menschen mit Behinderungen in Sögel erzählt. Foto: Petra Diek-Münchow

Drei- bis viermal im Jahr gibt es im Marstall Clemenswerth in Sögel eine
Freizeit für Menschen mit Behinderungen. Im Einsatz sind dabei junge
Ehrenamtliche – die können die nächsten Tage ab Ende März kaum abwarten


Wenn Julian Kathmann, Kathrin Brachem und Nina Düthmann von den inklusiven Freizeiten im Marstall Clemenswerth in Sögel erzählen, dann strahlen sie, dann schwärmen sie, dann sprudeln sie förmlich über und sind richtig beseelt davon. Die drei jungen Leute aus Haren, Sögel und Werpeloh begleiten ehrenamtlich seit mehreren Jahren Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigungen bei diesen Freizeittagen. Sie reden, lachen und spielen zusammen, machen Ausflüge oder schauen Filme, basteln und feiern – haben gemeinsam eine gute Zeit. Und das Handicap des Menschen neben ihnen ist dabei komplett egal. „Wir tanken da einfach unfassbar viel Liebe“, sagt Nina Düthmann.


Über 100 junge Erwachsene haben sich laut Michael Westermann, Co-Geschäftsführer der Jugendbildungsstätte, und seiner Kollegin Sarah Jansen in den vergangenen fünf Jahren für diesen Dienst bei den inklusiven Freizeiten engagiert – in ihrem Urlaub, in ihren Semesterferien. Aber sie empfinden das nach Aussage zum Beispiel von Kathrin Brachem nicht als zeitliches Opfer, sondern als Geschenk für sich selbst. „Unsere Ehrenamtlichen, das ist unser großer Schatz“, sagt daher Westermann. „Darüber sind wir unglaublich glücklich – ohne die wäre das alles nicht möglich.“


Er meint damit die drei bis vier Freizeiten für Menschen mit und ohne Behinderungen, die der Marstall seit vielen Jahren über Ostern, an zwei Terminen im Sommer und in 2023 zum ersten Mal über Silvester organisiert. Ähnliche Angebote gibt es im Haus Maria Frieden in Rulle. Nach Einschätzung von Sarah Jansen ist das Konzept dieser sechs bis neun Tage einzigartig: durch die 1:1-Betreuung, durch das Programm und vor allem das inspirierende Engagement der Freiwilligen. „Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisen dafür aus Berlin und Regensburg an“, sagt die Jugendbildungsreferentin. Und die Anmeldungen für die Freizeiten prasseln so reichlich, dass es meist Wartelisten gibt. „Wer einmal dabei war, kommt immer wieder.“ 


Das gilt zugleich für die Begleiterinnen und Begleiter, „von einer Freizeit haben die meisten nicht genug“, erzählt Jansen. Das können die drei jungen Leute stellvertretend „für die ganze Crew“, nur bestätigen. Julian Kathmann hat den Marstall über ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) kennengelernt. Jetzt studiert der 21-Jährige Politik und Englisch auf Lehramt in Münster – aber die Freizeiten möchte er auch künftig nicht missen. Anfangs hat er sich einfach von anderen Ehrenamtlichen anstecken lassen, „und dann habe ich mich schnell darin verliebt“. Begeistert erzählt er von der Stimmung und Atmosphäre, von strahlenden Gesichtern und fröhlichem Gelächter, von herzlichen Umarmungen und innigen Momenten – von lebendigen Gottesdiensten, bei denen spontane Zwischenrufe die besten Fürbitten ergeben. „Das ganze Haus steckt so voll guter Laune“, sagt er und bezeichnet die vergangenen Freizeiten „als die besten Wochen im ganzen Jahr“. 


Bei allen diesen Worten nickt Kathrin Brachem mehrfach. Sie ist 26 Jahre alt, studiert Soziale Arbeit ebenfalls in Münster und hat auch kaum eine Freizeit ausgelassen. „Zum Glück habe ich das gemacht“, sagt sie lächelnd. Wenn sie mit ihrem Freizeitpartner singt, tanzt, lacht, spielt – dann geht es überhaupt nicht mehr um dessen Handicap oder gar um Leistung, um Urteile oder Bewertungen. „Man taucht ab in ein anderes Universum, in dem wir alle einfach Menschen sind – egal, ob Behinderung oder nicht. Man darf sein, wie man ist. Das ist so etwas unfassbar Wertvolles und Wohltuendes.“ Selbst die nötigen Pflegemomente schätzt sie bei aller Herausforderung sehr, „da sind wir dann noch mal ganz bei uns“.

„Wir sind wie eine große Familie“

Für Nina Düthmann, die nach ihrem FSJ jetzt eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin in der Meppener Marienhausschule durchläuft, ist jede Freizeit „wie nach Hause kommen. Wir sind wie eine große Familie“. Sichtlich beeindruckt erzählt sie von „großartigen Herzensmenschen“, die sie dort kennengelernt hat – und zu denen sie weiter Kontakt hält. Sie verhehlt nicht, dass die Tage Kraft kosten, „aber man bekommt viel mehr Energie zurück, als man einbringt“. Wie die beiden anderen hat sie im Marstall viel über sich gelernt, ist selbstsicherer und gelassener geworden, hat mehr Vertrauen in eigene Stärken und einen weiteren Horizont bekommen, weiß jetzt auch: Es muss nicht immer alles perfekt sein. Wichtiger ist es, andere Menschen und sich selbst mit Freude und Zeit zu beschenken. „Ich kann es nicht abwarten bis zum nächsten Mal“, sagt sie.

 

Die nächste inklusive Freizeit im Marstall Clemenswerth in Sögel startet über Ostern am 28. März. Weitere Termine und Infos gibt es im Internet: https://www.marstall-clemenswerth.de/inklusive-angebote.html

Petra Diek-Münchow