Familien werden zu Glücksbringern

Vom eigenen Glück etwas abgeben

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Eike Kroll und Christian Stallkamp sind Glücksbringer
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Astrid Fleute

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Eike Kroll und Christian Stallkamp (v.l.) haben die Initiative ins Leben gerufen.

Über 100 Menschen sind in Wallenhorst bei Osnabrück Glücksbringer. Unkompliziert und schnell helfen sie Familien in Notsituationen – und beschenken dabei auch sich selbst.

Geraten Familien in Not, sind sie da. Ob als Weihnachtsmann, Umzugshelfer, Spendenvermittler, Möbelschlepper oder Netzwerker. Eike Kroll und Christian Stallkamp ist es ein Anliegen, Familien mit geringeren finanziellen Möglichkeiten zu unterstützen. Sie sind selbst Familienväter. Und sie möchten von ihrem Glück abgeben, etwas mehr Gerechtigkeit schaffen. Sie wollen Glücksbringer sein.

Diese Menschen finden immer eine Lösung

Glücksbringer, so lautet auch der Name des Netzwerkes, das die beiden gemeinsam mit ihrem Freund Johannes Buß vor gut sechs Jahren in ihrem Heimatort Wallenhorst ins Leben gerufen haben. Für ihre Idee einer unkomplizierten Hilfe, die auf einer gemeinsamen Autofahrt entstanden ist, haben die Männer in ihrem Umkreis Werbung gemacht. Ihnen war klar: Allein schaffen wir das nicht. Mittlerweile gibt es in Wallenhorst mehr als 100 Glücksbringer, die in einer WhatsApp-Gruppe miteinander verbunden sind und so kommunizieren. 

Das Prinzip ist einfach: Kommt eine Unterstützungsanfrage, zum Beispiel nach einer Babyausstattung für eine alleinerziehende Mutter, die Finanzierung eines Schwimmkurses, nach Möbeln, Geld- oder weiteren Sachspenden, schreibt Eike Kroll eine Nachricht in die Gruppe. Die Antworten lassen oft nicht lange auf sich warten. „Egal was man schreibt, diese Menschen finden immer eine Lösung“, erklärt er und ist stolz auf diese große Hilfsbereitschaft.

In Kitas, Schulen, bei Sportvereinen, Ärzten oder der Gemeindeschwester hat er die Glücksbringer zuvor bekannt gemacht. Über diese Kontakte kommen nun auch die meisten Anfragen. Eike Kroll betont: „Unsere Hilfe ist eine punktuelle Hilfe für Familien, die wirklich Pech hatten und gerade nicht weiterwissen. Wir sind keine große Organisation, haben eher den regionalen Bezug. Wir wollen hier vor Ort helfen und unterstützen.“ Er weiß: „Es gibt Familien, denen fehlt es an allem, andere Leute wiederum haben das Haus voll und geben gerne.“ Und manchmal leben diese Familien nur ein paar Straßen voneinander entfernt.

Das Leben ist mehr als nur eine warme Wohnung

Die Glücksbringer helfen unbürokratisch. Es gilt das Vier-Augen-Prinzip: „Wenn zwei Mitglieder meinen: ,Diese Anfrage lohnt sich', dann rollt die Welle“, sagt Christian Stallkamp und erzählt: „Es hat noch nie nicht funktioniert.“ Es gebe jedoch auch Menschen, die kein Verständnis für ihre Hilfe hätten. Die sagten: „Es gibt gute Sicherungssysteme und staatliche Unterstützung.“

Der Ansatz der Glücksbringer sei jedoch ein anderer und gehe darüber hinaus, erklärt Eike Kroll: „Wir wollen Menschen helfen, besser am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Denn das Leben ist mehr als nur eine warme Wohnung. Zum Leben in der Gemeinschaft gehören auch Dinge, die nicht durch die Sozialsysteme abgedeckt werden: mal ein Zoo- oder ein Schwimmbadbesuch, der Schwimmkurs oder auch die geliebten Tennisstunden, Kino oder einfach mal ein Cappuccino oder ein Eis. Das ist alles nicht lebenswichtig, aber irgendwie doch …“, sagt er und erzählt von Kindern, die im Kindergarten begeistert von einem tollen Wochenende erzählen und anderen, die sich das alles nicht leisten könnten und traurig danebensäßen. Ihnen wollen die Glücksbringer helfen, Glück bringen. Und nicht nur ihnen, sagt Christian Stallkamp: „Das bringt auch uns Glück.“ Strahlende und dankbare Gesichter sind ihnen dabei Dank genug.

Astrid Fleute