Wo Caritas auf Gemeinde trifft

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Foto: Achim Rizvani

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Verbandsspitze trifft auf Gemeinden. Sitzung der Caritas-Vertreterversammlung am 18. November in Hamburg.    

Die Vertreterversammlung ist das wichtigste Gremium der Caritas im Norden. In diesem Gremium sind auch alle Pfarreien des Bistums vertreten. Der Austausch ist wichtig. Aber es wird schwerer, Ehrenamtliche als Delegierte zu finden.

Hamburg. Wenn einmal im Jahr die Vertreterversammlung der Caritas im Norden tagt, kommt einiges zusammen, was zusammen gehört – nämlich die Kirche als Gemeinde und Ort von Feier und Verkündigung und die Kirche als Ort tätiger Nächstenliebe. Dieser soziale Dienst am Nächsten wird zum großen Teil von den professionellen Stellen der Caritas geleistet. 

In der Vertreterversammlung sitzen Frauen und Männer aus den 28 Pfarreien des Erzistums.  Dabei sind neben der Caritas-Leitung auch die sieben katholischen sozialen Fachverbände (etwa SkF, Malteser oder In Via). Diese sind zwar selbstständige Verbände, aber mit der Caritas verbunden.  

Am vergangenen Samstag hat die Vertreterversammlung in Hamburg getagt. Zu entscheiden waren Satzungsänderungen. Es ging um eine Richtlinie zum Umgang mit sexuellem Missbrauch und um die Möglichkeit, Gremiensitzungen online durchzuführen. 

Letzteres könnte bei den weiten Wegen im Norden wichtig sein. Ehrenamtliche für Räte und Versammlungen zu finden, wird immer schwieriger. Das gilt auch für die Vertreterversammlung der Caritas. „Oft sind die Ehrenamtlichen dann doch diejenigen, die auch beruflich in einem ähnlichen Feld arbeiten“, sagt Martin Schrörs. So wie er selbst. Martin Schrörs leitet die Kita St. Paulus in Billstedt. Für die Pfarrei St. Paulus sitzt er in der Vertreterversammlung. Im gleichen Gremium hat er auch schon die Pfarrei vertreten, in der er wohnt: in Bergedorf, die Pfarrei Heilige Elisabeth. „Es ist wichtig, dass die Arbeit der Caritas einen Gemeindebezug hat“, sagt Schrörs. „Diesen Bezug herzustellen, ist ja nicht einfach. Zwischen Ehrenamt und Professionalität gibt es immer ein Spannungsverhältnis. Und die Caritas hat nicht Tausende Mitarbeiter, die einen Bezug zur Kirche haben.“ Als Mitglied der jährlich tagenden Vertreterversammlung kann Martin Schrörs in seiner Pfarrei berichten, was die Caritas gerade bewegt, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hat – Fachkräftemangel zum Beispiel – und welche Strategien verfolgt werden. Umgekehrt kann er auch mit entscheiden. „Ich bin ein Fan der Basisorientierung“, sagt der Pädagoge. „Freie Menschen treffen sich, stellen kritische Fragen und entscheiden sich.“ 

Die  Pfarrei „Zu den Lübecker Märtyrern“ ist mit Dorothee Martini in der Versammlung vertreten. Sozusagen nach einem Seitenwechsel. Denn bis vor zwei Jahren war sie Mitarbeiterin der Caritas und hat den Caritasverband Lübeck e.V. geleitet. Dorothee Martini weiß, wie schwer es ist, Ehrenamtliche für überregionale Gremienarbeit zu finden. „Viele sind zwar sehr engagiert. Aber die Pfarreien haben vielfach andere Schwerpunkte und Themen. Immobilienreform, Wahlen der Pfarrgremien – auch im Diözesanpastoralrat wird eine Vertretung gebraucht –, das summiert sich.“ 

Gute Caritas-Arbeit ist Werbung für die Kirche

Dabei ist die Lübeckerin überzeugt: Die Präsenz in der Versammlung ist sinnvoll. „Die Gemeinden haben da die Chance, nachzuhaken und sich vom Vorstand und Caritasrat erläutern zu lassen, in welche Richtung die Caritas steuert. Wo wollen wir eigentlich hin? Was können wir uns leisten? Wovon müssen wir uns verabschieden?“ Aus eigener Erfahrung weiß Dorothee Martini: Die Caritasarbeit ist auch auf das Ehrenamt in den Gemeinden angewiesen. Die katholische Kirche profitiert von der überzeugenden Arbeit der Caritas, die sehr viele Menschen erreicht.  „Caritas hat in der Bevölkerung immer noch ein gutes Standing. Sie ist ein Teil der Kirche, der positiv gesehen wird. Ich kann damit auch vieles bewirken.“  

Dass Ehrenamtliche eine Brücke zwischen Caritas und Gemeinde bilden und dabei lange Wege in Kauf nehmen, ist nicht selbstverständlich. Deshalb hat Caritasdirektor Matthias Timmermann diesen Delegierten ausdrücklich für ihren Einsatz gedankt. „Dass Sie Ihre verantwortliche Rolle als Vertreter in unserer wichtigen Jahresversammlung wahrnehmen, freut mich sehr. Ihr Engagement ist für die Caritas im Norden ungemein wichtig. Die Vernetzung zwischen Haupt- und Ehrenamt sowie der gute und regelmäßige Kontakt zu den Fachverbänden und Mitgliedern ist mir ausgesprochen wichtig.“

Andreas Hüser