Anstoß 21/2025
Abschiede
Dominkanerkloster Leipzig
Ja, alles hat seine Zeit und seine Stunde, würde Kohelet in seiner Weisheit sagen. Alles hat seinen Anfang und sein Ende. Es gibt auch die Zeit des Abschieds, die großen und kleinen Abschiede unseres Lebens. Das gilt für die Verabschiedung an der Haustür. Es gibt aber auch den Abschied von der Schule, vom Beruf, von der Wohnung oder den Abschied am Krankenbett und erst recht die Verabschiedung von unseren lieben Verstorbenen.
Unsere Pfarrei nimmt auch bald Abschied vom gewohnten Pfarrhaus St. Georg und zieht in ein neues Pfarrhaus um.
Abschiede sind hier, wie überall, verbunden mit Gefühlen – mit Wehmut und Trauer, aber auch mit Dankbarkeit.
Und auch ich nehme bald Abschied, nicht von Leipzig, nicht vom Kloster, wohl aber vom Amt als leitender Pfarrer der Pfarrei St. Georg Leipzig-Nord. Ich werde mit meinen 72 Jahren, nach sieben Jahren, Abschied nehmen von diesem Amt und es am 26. Oktober an meinen Mitbruder Pater Markus übergeben. Es ist ein Abschied nach einer gefüllten und erfüllten Zeit. Abschied heißt dann aber auch für mich, mehr Raum und Zeit für mich zu haben, für Kultur, fürs Lesen, für den Garten und die Blumen, für Besuche und vieles mehr. Darauf freue ich mich. Es ist ein Abschied mit Perspektive.
Ich war in meiner Jugend Pfadfinder und da gibt es das Pfadfinder-Abschiedslied, das wir oft am Ende von Zeltlagern und Fahrten gesungen haben: „Nehmt Abschied Brüder, schließt den Kreis, das Leben ist ein Spiel. Und wer es recht zu spielen weiß, gelangt ans große Ziel. Der Himmel wölbt sich übers Land, Ade, auf Wiedersehn! Wir ruhen all in Gottes Hand, lebt wohl, auf Wiedersehn!“