Anstoß 26/2025
Gekrönte Häupter hocken sich hin
Pastoralreferentin in Berlin
Über 30 Figuren tummeln sich im Krippenbild. Sie wurden vom Künstler so angeordnet, erfahre ich von einer Kollegin, die hier Kirchenführungen macht. Sie sagt mir auch, dass die Heiligen Drei Könige fehlen. War mir noch gar nicht aufgefallen. Jetzt aber kommen die Hocker ins Spiel. Unter ihrer Sitzfläche ist eine rote Filzplatte eingearbeitet. In der Mitte wurde die Form einer Krone herausgeschnitten. Meine Kollegin schmunzelt. Den Sinn dieser Hocker habe der Künstler Leo Zogmayer darin gesehen, dass wir die Geschichte heute fortsetzen.
Ich hocke mich hin und lasse das Weihnachtsbild auf mich wirken. Mit der Krone unter mir hänge ich dem Gedanken der Königswürde nach. Krone als Sinnbild für Würde? Artikel 1 unseres Grundgesetzes schützt die Würde jedes Menschen. Sie ist unantastbar, heißt, sie geht nicht kaputt oder verloren. Doch was ist, wenn die Würde aufschreit und mit Füßen getreten wird? Mich bewegen die aktuellen Rückführungsabkommen unserer Bundesregierung mit Ländern, die wie Afghanistan Menschenrechte, insbesondere Rechte von Frauen und Minderheiten, missachten.
Vielleicht lade ich Rafi zu einem Besuch an diese Krippe ein. Mit etwas Zeit auf dem Hockerthron. Er stammt wie die Drei Könige der Bibel aus dem Osten und sucht seinen Platz im Leben. Es wäre mein persönliches Weihnachtswunder, wenn er spüren könnte, dass er eine unverlierbare, sogar eine königliche Würde hat.