Im Interview mit Diözesanadministrator Weihbischof Wübbe

"Das Geld fehlt jetzt"

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Ein Bischof mit Mitra auf dem Kopf steht vor einer jungen Frau. Neben ihm steht ein Ministrant mit geöffnetem Buch in der Hand
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Foto: Thomas Osterfeld

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Im September hat Weihbischof Johannes Wübbe sechs Gemeindereferentinnen und einen Gemeindereferenten in den Bistumsdienst gesandt. Das zeigt: Auch in der Zeit ohne Diözesanbischof geht die kirchliche Arbeit weiter. Foto: Thomas Osterfeld

Auch ohne Bischof läuft die Arbeit im Bistum weiter. Wichtige Entscheidungen sind in diesem Jahr zu treffen. Etwa zur Sanierung des Haushaltes. Im Interview gibt Diözesanadministrator Weihbischof Wübbe einen Ausblick auf 2024.

Normalerweise veröffentlicht der Kirchenbote in der ersten Ausgabe des Jahres die Silvesterpredigt des Bischofs. In diesem Jahr gab es keine solche programmatische Predigt. Warum nicht?


Wir sind in einer Übergangszeit. Bischof em. Franz-Josef Bode hat die Silvesterpredigt immer genutzt für einen Ausblick auf pastorale Akzentsetzungen des nächsten Jahres. Wir bekommen in diesem Jahr ja hoffentlich einen neuen Bischof, der dann mit uns eigene Akzente setzen wird. Ich habe natürlich zu Silvester eine Predigt gehalten, aber sie war nicht so programmatisch. Wir sind eben in der Sedisvakanz. Das Bistum wird weiter geführt und entwickelt, aber nicht alles läuft weiter wie bisher.


Am ersten Sonntag des Jahres, wenn dieses Interview erscheint, empfangen sie Vertreterinnen und Vertreter des kirchlichen und öffentlichen Lebens zum Neujahrsempfang. Was ist die Botschaft, die Sie den Gästen mitgeben?


Erst einmal freuen sich die Vertreterinnen und Vertreter des Bistums, dass hoffentlich wieder viele unserer Einladung folgen werden. Das Treffen zeigt das große Netzwerk, in dem sich das Bistum bewegt. Miteinander in Kontakt zu bleiben und zu reden ist in unseren unruhigen Zeiten wichtig. Gleichzeitig werden wir dann – aber eher bilateral – miteinander über das ein oder andere Projekt reden, das wir auf den Weg bringen können. Und natürlich werden auch Themen benannt werden, die dieses Jahr prägen werden.


Der Jahreswechsel ist immer Gelegenheit für Rück- und Ausblick. Was sind die prägenden Ereignisse des letzten Jahres?


Für unser Bistum wird der 25. März in Erinnerung bleiben. An diesem Tag ist der Rücktritt von Bischof Bode vom Bischofsamt angenommen worden. Das hat das Bistum sehr beschäftigt und nach so vielen Bischofsjahren auch viele traurig gemacht. Viele Reaktionen zeigten Verständnis und Respekt für diese Entscheidung, weil Bischof Bode als einer der ersten Bischöfe politische Verantwortung für das Thema Missbrauchsaufarbeitung übernommen hat.


Was war sonst noch prägend?


Im Sommer war der Weltjugendtag in Portugal, an dem mehr als 40 junge Erwachsene aus unserem Bistum teilgenommen haben. Ich habe sie begleiten dürfen. Das war ein großes Fest der Begegnung und Glaubensfreude. In den Gemeinden haben in den Sommerferien ganz viele Freizeiten stattgefunden. Erstmals wieder ohne Corona-Auflagen. Die hohe Zahl der Teilnehmenden zeigt, dass das ein wichtiges Angebot ist, das gut angenommen wird.
Zudem konnten wir in Osnabrück den Ökumenischen Kirchentag begehen, und es gab eine Vielzahl von Veranstaltungen zum Westfälischen Frieden.  Nicht zu vergessen ist das Engagement so vieler Menschen in unserem Bistum. Wir haben in diesem Jahr eine ganze Reihe ehrenamtlicher Menschen zu Diensten beauftragt, Diakone geweiht, Pastoral- und Gemeinderefentinnen und -referenten in den Dienst gesandt.


Was werden die Schwerpunkte 2024 sein?


Ende Juli wird wieder die internationale Ministrantenwallfahrt nach Rom stattfinden. Im Herbst haben wir begonnen, Ministrantinnen und Ministranten dazu einzuladen. Es sind schon fast alle Plätze belegt. Im April werden wir die große 72-Stunden-Aktion haben, die vom BDKJ, der KLJB  und anderen Institutionen getragen wird. Im Herbst wird der zweite Teil der Missbrauchsstudie für unser Bistum veröffentlicht. Und natürlich erwarten wir voller Spannung einen neuen Bischof. Hoffentlich schon im Frühjahr.

 

Portraitfoto eines älteren Mannes
Weihbischof Johannes Wübbe leitet als Administrator das Bistum in der Übergangszeit. Foto: Hermann Pentermann


Wie ist denn der Stand der Bischofssuche?


Wir alle warten. Wir haben bislang keine Signale vom Nuntius oder aus dem Vatikan, wann das Domkapitel die Liste mit den drei Namen für die Bischofswahl bekommt. Wenn es so lange dauert wie in Bamberg oder Paderborn, bekommen wir nach Ostern die Liste. Ostern ist in diesem Jahr ja sehr früh.


In dieser Zeit ohne Bischof – was läuft weiter, was geht nicht?


Wir haben im vergangenen Jahr nichtordinierte Menschen mit der außerordentlichen Taufvollmacht beauftragt. In diesem Jahr werden wir dafür wieder einen Kurs anbieten. Viele Dinge, die für das gemeindliche Leben wichtig sind, gehen weiter. Wir werden aber keinen großen Entwurf der Pastoral für die nächsten zehn bis 15 Jahre für das Bistum Osnabrück auflegen. Das geht nicht in der Vakanz.


Ein Thema für das neue Jahr ist die Finanzsituation des Bistums. Die Sparmaßnahmen müssen verschärft werden. Was erwartet uns da?


Das wird das Thema der Klausurtagung der Bistumsleitung kommende Woche sein. Wir haben ja schon vor zwei Jahren einen Sparkurs begonnen. Der reicht aber nicht. Wir werden zukünftig nicht mehr alle Aufgaben erfüllen können, wenn wir diese in dem Umfang wie bisher finanzieren müssen. Wir möchten keine Trägerschaften abgeben, aber brauchen dann Unterstützung in der Finanzierung.


Wird die Klausur Maßnahmen beschließen oder nur einen Fahrplan?


Wir werden bei der Klausur verschiedene Sparszenarien besprechen. Danach wird aber auch Zeit sein, sie noch einmal in der Breite des Bistums zu diskutieren. Die Entscheidungen über Einschnitte werden nicht zuletzt die Pastoral des Bistums im nächsten Jahrzehnt maßgeblich prägen. Daher darf das auch nicht übers Knie gebrochen werden. Wir werden aber dann auch zeitnah zu Entscheidungen kommen müssen. Dafür wird gerade der Zeitplan entwickelt.

 
Wie frei ist die aktuelle Bistumsleitung in den Entscheidungen? In der Sedisvakanz kann ja nicht alles entschieden werden.


Wenn wir einen Plan haben, werden wir sehen, welche Maßnahmen in der Vakanz entschieden werden können oder ob ich als Administrator mit dem Nuntius darüber sprechen muss. Ich habe bislang die Erfahrung gemacht, dass man in diesen Gesprächen immer einen Lösungsweg findet. Wir müssen sparen und können nicht mit den Beschlüssen warten, bis ein neuer Bischof kommt. Das Geld fehlt jetzt schon.


Wer entscheidet am Ende?


In der Sedisvakanz hat der Administrator zusammen mit dem Domkapitel die wirtschaftliche Verantwortung für das Bistum. Dort wird die Entscheidung fallen. Wir sind in Osnabrück aber immer so synodal unterwegs, dass wir auf das hören, was uns die anderen Beteiligten sagen. Ich hoffe, dass wir einen Weg finden, der eine breite Unterstützung hat.


Was sind Ihre Wünsche  für das neue Jahr 2024?


Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, auf dieser Erde wieder friedlichere Zustände zu bekommen. Ich denke an viele Kriegs- und Terrorherde. An die Ukraine, an Israel und den Gazastreifen, aber auch an viele afrikanische Länder. Dann hoffe ich natürlich, dass wir einen guten, lebensnahen und spirituellen Bischof wählen können und dass wir alle gut, gesund und heil durch das nächste Jahr kommen. 

Ulrich Waschki