Was uns diese Woche bewegt

Ein Papst der Pressefreiheit

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Der amerikanische Papst Leo XIV. ist kein Anhänger von US-Präsident Donald Trump. Das hat sich herumgesprochen. Dennoch ist es überraschend, dass er gleich in seiner ersten Amtswoche so deutlich macht, was er beispielsweise vom Frontalangriff autoritärer Regierungen auf unabhängige Medien hält. Seine Kritik zielt auch auf das Trump-Lager ab, das kritische Journalisten beschimpft, einschüchtert und ausschließt – und somit einen Grundpfeiler der Demokratie attackiert: die Pressefreiheit. 

Bei seiner ersten offiziellen Audienz rief der neue Pontifex dazu auf, das kostbare Gut der Meinungs- und Pressefreiheit zu schützen. Er dankte Medienvertretern aus aller Welt für ihre Arbeit im Sinne des Friedens und der Menschenrechte. Gleichzeitig bekundete er Solidarität mit inhaftierten Journalisten und forderte deren Freilassung. 

Sympathisch! Ein Papst der Pressefreiheit! Aber auch einer, der den Medienmachern ins Gewissen redet: Kommunikation müsse an Wahrheitssuche, Dialog und Frieden ausgerichtet sein. Medien sollten sich von „aggressiver“ Sprache und einer rein wettbewerbsorientierten Kommunikation distanzieren. Frieden, sagte er, beginne bei jedem Einzelnen von uns, in der Art, wie wir andere betrachten, ihnen zuhören und über sie sprechen. 

Damit knüpft Leo XIV. an seine ersten Worte auf der Loggia des Petersdoms an: „Der Friede sei mit euch.“ Dieser Satz scheint zum Motto der ersten Tage des Pontifikats von Robert Francis Prevost zu werden – was auch für so manche Friedensverhandlung hoffen lässt. Wir dürfen gespannt sein.
 

Anja Sabel