Polizei stellt Kunstwerk in einem Wald bei Münster sicher

Eine Madonna kehrt heim

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Holzmadonna im Wald.
Nachweis

Foto: Polizei Münster

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Mit diesem „Fahndungsfoto“ suchte die Polizei nach dem Eigentümer der Madonna.

Die Polizei Münster suchte nach dem Eigentümer einer in einem Waldstück gefundenen Madonna. Der schnelle „Fahndungserfolg“: Sie stammt aus Schönberg, wo die Freude über die Rückkehr der Gottesmutter groß ist.

Am 3. Januar schrieb die Polizei Münster in einer Pressemeldung: „Madonna-Figur in Kinderhaus gefunden – Wer kennt den Eigentümer?“ Im Münsteraner Stadtteil Kinderhaus war sie in einem Wäldchen an einer Sportanlage von Passanten entdeckt worden. „Die Figur zeigt eine Madonna mit Kind im Arm und ist circa einen Meter groß. Hinweise auf die Herkunft und den Eigentümer der Figur nimmt die Polizei unter der Telefonnummer (...) entgegen“, hieß es. Die Madonna war so in einen Baumstumpf eingepasst worden, dass der sich wie ein zweiter Mantel um die Statue legte. Sie stand dort nicht, als sei sie „entsorgt“ worden, sondern fast schon mit Liebe platziert – vielleicht in der Hoffnung, sie möge bald gefunden werden. Aber das ist Spekulation.

Allzu lange habe die Madonna wohl nicht draußen übernachten müssen, waren sich zumindest die Polizeibeamten sicher. Sehr mysteriös bleibt der Fall dennoch. Bei so einem ungewöhnlichen Fund war klar, dass die örtlichen Medien berichten würden, erst recht in einer katholischen Gegend wie dem Münsterland. Doch dass Münsteraner Medienportale sogar hoch oben im Kreis Plön gelesen werden, damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Aber eine Frau aus der katholischen Gemeinde von Schönberg informiert sich regelmäßig im Internet, was sonst so in der Republik los ist. Als sie das Polizeifoto sah, machte sie Elisabeth Schnitzler, ebenfalls aus der Gemeinde, darauf aufmerksam. Erst herrschte ungläubiges Staunen, dann wurden Fotos rausgeholt und schnell war klar: Das ist die Madonna aus der Sankt-Ansgar-Kirche, die im Januar 2022 geschlossen wurde. Das Inventar, darunter die Maria mit dem Jesuskind, wurde damals an verschiedene Stellen und auch an Einzelpersonen abgegeben.

Spuren der Odyssee bleiben

Sie wusste noch, erzählt Elisabeth Schnitzler, dass im Sockel der Name des Künstlers eingearbeitet war: Konrad Schmidt, ein Ortsname und die Jahreszahl 1960 hatte der ins Holz geschnitzt. „Diese Daten habe ich an die Pressestelle der Polizei weitergegeben, die mir dann bestätigt hat, dass es die Madonna ist.“ Jürgen Wätjer, Propst der zuständigen Kieler Pfarrei, wurde eingeschaltet und ruckzuck hieß es, die Madonna könne abgeholt werden. Schon wenige Tage später machte sich das Ehepaar Schnitzler mit dem Auto auf den Weg nach Münster, um die Madonna in Empfang zu nehmen.

Das Ehepaar Schnitzler zögerte nicht und holte die Madonna wenige Tage nach dem Aufruf mit dem Auto aus Münster ab. Foto: Marco Chwalek

Nun sind Holzschnitzereien ja nicht für ein Leben im Walde gemacht: „Sie hat ganz schön gelitten“, so Schnitzler. Risse und Schäden an geleimten Stellen waren ebenso festzustellen wie ein Holzwurmbefall im gebeizten Lindenholz. Bei einem befreundeten Holzbildhauer holten sich Schnitzlers gleich auf dem Rückweg Rat, was zu tun sei. Ein schonender Umgang ist der Madonna von nun an auf jeden Fall sicher. Denn vermisst wurde sie ohnehin längst – nicht nur bei der Maiandacht, an Mariä Himmelfahrt und bei Andachten an der See, doch da ganz besonders. Als Foto war sie immer dabei. Und nun dieser Wink des Himmels: „Meine Tochter hat schon gesagt, die wollte wieder nach Hause, deswegen ist sie in Münster aufgetaucht. Die Madonna hat alleine wieder nach Hause gefunden“, sagt Schnitzler. Obwohl die Trennung von der katholischen Kirche in Schönberg Narben hinterlassen hat, trifft sich die Gemeinde mittlerweile wieder zu Wortgottesfeiern, feiert alle zwei Wochen heilige Messen in der evangelischen Kirche. Vielleicht könne die Madonna dort einen Platz bekommen, wenn sie wieder instand gesetzt ist, hofft Schnitzler. Und selbst wenn Kratzer bleiben: „Die Madonna zeigt unsere Geschichte, wie es uns ergangen ist in den letzten drei Jahren.“ Ein bisschen duftet sie übrigens sogar noch nach Weihrauch.

Marco Heinen und Marco Chwalek