Erzbischof Heße zum Tod von Papst Franziskus

„Hamburg, da war ich“

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Zwei Männer im Gespräch
Nachweis

Foto: Vatican Media/Romano Siciliani/KANN

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Erzbischof Heße und Papst Franziskus in Rom am 13. Oktober 2022.

Unmittelbar der Nachricht vom Tod des Papstes am Ostermontag hat Erzbischof Stefan Heße folgende Würdigung ausgesprochen:

„Mit dem Tod von Papst Franziskus verliert die katholische Kirche einen großen Brückenbauer. Ich weiß noch, welche Erwartungen im März 2013 an ihn geknüpft waren. Sein Name wurde schließlich Programm: Die Peripherie rückte in seiner Vorstellung, wo Kirche ihren Ort hat, ins Zentrum. Eine ,verbeulte Kirche‘, eine ,Kirche an den Rändern‘ war ihm wichtiger, als eine Kirche, die ihre Heiligkeit vor sich herträgt. Aus der Freude des Evangeliums lebt die Kirche, nicht aus der Sattheit an ihrer selbst, hat er gemahnt.

Zwei Tote in wenigen Tagen. Erzbischof Stefan Heße am Ostermontag im Mariendom vor den Bildern seines verstorbenen Vorgängers und des Papstes. Foto: Marco Chwalek

Es ist eine besondere Zeit, die nun zu Ende gegangen ist. Ich bin Papst Franziskus sehr dankbar. Er hat mich zum Erzbischof von Hamburg ernannt und meine bisherige Zeit als Bischof begleitet.

Gerne erinnere ich mich an die vielen Begegnungen mit Papst Franziskus. Immer wenn ich mit ihm sprach, freute er sich und sagte: ,Hamburg, da war ich!‘ Papst Franziskus hatte im Oktober 1986 Hamburg besucht und dort von den vier Lübecker Geistlichen gehört, die sich gegen das NS-Regime aufgelehnt hatten.

Daran erinnerte er sich sogar während einer seiner berühmten fliegenden Pressekonferenzen und erzählte vor Journalisten von einer ,Ökumene des Blutes‘ und meinte die Lübecker Märtyrer; eine Beziehung zu uns in der norddeutschen Diaspora.“
 

Ferner sagte Heße: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir erst in ein paar Jahren wirklich sagen können, was von seinem Pontifikat, von seiner Art Christ zu sein, nachhaltig in Erinnerung und innerhalb der katholischen Weltkirche erhalten bleiben wird. Sein argentinisches Temperament kam öfters durch. Er hat uns aber gut getan, wir dürfen dankbar sein, ihn als Papst erlebt zu haben. Seine ersten Worte als Papst werden immer im Ohr bleiben: ,Cari fratelli e sorelle. Buona sera! – Liebe Brüder und Schwestern. Guten Abend!‘ Und seine Bitte, die er bei jeder Gelegenheit wiederholte: ,Vergeßt nicht, für mich zu beten‘ – Das tun wir gerade jetzt.“

 

Nordkirche würdigt Papst Franziskus

Schwerin (KNA) Bischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hat das Engagement des verstorbenen Papstes Franziskus für die Ökumene und den Klimaschutz gewürdigt. Er habe immer wieder betont, dass die Vielfalt der christlichen Traditionen kein Hindernis, sondern eine Bereicherung sei, erklärte die leitende Geistliche der evangelischen Nordkirche am Ostermontag in Schwerin. „Persönlich hat mich immer wieder sein klarer Einsatz für Gottes bedrohte Schöpfung bewegt und inspiriert.“ Papst Franziskus sei ein Prophet gewesen, „dessen spirituelle Kraft und klare Stimme gerade in diesen Zeiten sehr fehlen werden“.

„Ich habe ihn als stets zugewandt, aufmerksam und warmherzig erlebt. Mit ihm ist eine neue Atmosphäre für die ökumenischen Gespräche in die römisch-katholische Kirche eingezogen“, erinnerte sie sich an Gespräche mit Franziskus. Zuletzt waren beide im April 2024 zusammengetroffen.