Auf ein Wort

Ich stehe hier und singe!

Als begeisterte Chorsängerin hat unsere Autorin bei der Lesung aus dem Römerbrief an Pfingsten gleich bestimmte Töne im Ohr. Sie vielleicht auch?

Als Chorsängerin habe ich bei der Lesung aus dem Römerbrief sofort Töne im Ohr. „Denn das Gesetz des Geistes … hat mich frei gemacht“, „Trotz dem alten Drachen“ oder „Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich“: Das sind Teile aus einer berühmten Motette von Johann Sebastian Bach: Jesu, meine Freude. Ich hab sie schon oft gesungen und leg sie immer wieder auch auf CD auf. Es ist nicht nur wunderbare Musik. Es ist im Grunde eine fantastische Pfingstpredigt.

Denn was der Geist mit mir anstellen kann: Das höre und erlebe ich in dieser Musik von Bach, die die Worte von Paulus aus Römer 8 aufgreift. Der Geist lässt mich frei werden. Er gibt mir den Atem und den Mut, gegen die Mächte des Bösen anzukämpfen und dem alten Drachen der Sünde zu trotzen. Die Geistkraft Gottes lässt mich Hoffnung schöpfen in der Schwachheit von Krankheit, in der Angst vor dem Tod, in der Trauer um die Toten.

Am stärksten berührt mich in dieser Bach-Motette meist der fünfte Teil. Der vertont, wie andere Teile der Motette auch, nicht Worte aus dem Römerbrief, sondern aus einem Kirchenlied von Johann Franck – aber die Liedzeilen passen perfekt zu Paulus. „Trotz dem alten Drachen“, heißt es da. Und dann: „Tobe, Welt, und springe; ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh. Gottes Macht hält mich in acht.“ Wenn ich aufrecht stehe und diese Zeilen schmettere, habe ich wirklich das Gefühl: Nichts kann mir etwas anhaben. Gottes Geist schenkt mir ungeheure Kraft. Er macht trotzig und lebendig.

Beate Hirt