Donum vitae: Wichtige christliche Stimme in der Konfliktberatung

Mit Herz und Haltung

25 Jahre donum vitae

Astrid Fleute

Leistet eine wichtige Arbeit für den Lebensschutz: Fachberaterin Ingrid Lambers von donum vitae Osnabrück.

Seit 25 Jahren begleiten die Beratungsstellen von donum vitae in Niedersachsen schwangere Frauen in Konfliktsituationen. Nach schwierigen Jahren gibt es auch von Seiten der katholischen Kirche Lob und Anerkennung für den Einsatz für den Lebensschutz.

Wenn Ingrid Lambers morgens ihre Büroräume betritt, lüftet sie zuerst kräftig durch, macht dann Licht und Heizung an. Für sie ist das ein ganz wichtiges Ritual. Die Sozialpädagogin sagt: „Wenn jemand zur Beratung kommt, egal ob angemeldet oder spontan, dann soll er gut hier sein können“. Denn oft geht es bei diesen Gesprächen um schwerwiegende Sorgen und Entscheidungen. Zum Beispiel, ob eine schwangere Frau ihr Kind abtreibt oder ob sie es austrägt. 

Ingrid Lambers arbeitet als Beraterin beim Schwangerenberatungsverein donum vitae. In Osnabrück berät sie schwangere Frauen in Notsituationen. Leben zu schützen, das ist für sie und den Verein oberstes Gebot. Sie betont: „Wir zeigen natürlich Perspektiven auf für ein Leben mit dem Kind. Aber wir bevormunden die Frauen nicht.“ Leben zu schützen, das bedeutet für sie, die Frauen, ihre Konflikte und ihre Entscheidung ernst zu nehmen, ihnen zuzuhören, sie zu begleiten. „Ich kann das ungeborene Leben nur mit der Frau schützen. Es ist allein ihre Entscheidung“, so die Beraterin.

Beratungsschein öffnet Türen

Vor 25 Jahren hat sich in Niedersachsen donum vitae gegründet. Anlass war der Ausstieg der katholischen Kirche aus dem staatlichen System der Schwangerenberatung. Aktive katholische Laien wollten das profilierte Angebot fortführen – und weiter den Beratungsschein ausstellen, den schwangere Frauen benötigen, um eine Abtreibung straffrei vornehmen zu können. Sie gründeten bundesweit donum vitae, was „Geschenk des Lebens“ heißt. „Nur mit diesem ergebnisoffenen Angebot können wir schwangere Frauen in Konfliktsituationen erreichen und ihnen helfen“, betonten die Gründungsmitglieder. Heute machen die Konfliktberatungen etwa die Hälfte aller Beratungen aus.

Das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und donum vitae war jahrelang schwierig. Ingrid Lambers, selbst Katholikin und seit 20 Jahren dabei, kann sich an Widerstände, böse Briefe und die Androhung von Exkommunikation erinnern. Wie viele blieb sie dem Verein treu – und hat es nicht bereut. „Unser Arbeitsklima ist geprägt von großer Wertschätzung. Es geht uns um die Sache, dass wir gute Beratungsarbeit machen“, erzählt sie. Ehrenamtliche Vorstände übernehmen die geschäftlichen Aufgaben. „Wir schätzen uns gegenseitig sehr. Das ist schon besonders.“

Mit den Jahren ist donum vitae gewachsen. Neben dem Bundesverband gibt es zwölf Landesverbände und mehr als 60 regionale Trägervereine. Sie bieten Konfliktberatung, allgemeine Schwangerschaftsberatung, psychosoziale Beratung im Rahmen Pränataler Diagnostik und bei Kinderwunsch, Präventionsarbeit in Schulen, Trauerbegleitung, die Vermittlung finanzieller Hilfen sowie Telefon- und Onlineberatungen an. Aus dem Beratungssystem ist der Verein nicht mehr wegzudenken und wird als kompetenter, professioneller und werteorientierter Fachverband stark nachgefragt.

Zeit haben, zuhören und aushalten können – das ist Ingrid Lambers bei ihrer Arbeit ganz wichtig. Bei ihr können Frauen alles ansprechen. Sie reden über Konflikte, finanzielle und psychische Not, sozialen und familiären Druck, Ängste – alles im vertrauten Rahmen, im warmen und liebevoll vorbereiteten Büro. Die positiven Rückmeldungen bestärken sie: „Das hat richtig gutgetan“ – diesen Satz hört sie besonders häufig.

Laute Kritik an Neuregelung

Donum vitae hört aber nicht nur zu, sondern mischt sich auch ein. Bei der aktuell angestrebten Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs erhebt der Verein laut seine Stimme, die christliche Werte vertritt und auf den Lebensschutz hinweist. Ingrid Lambers erklärt: „Wir sorgen uns, dass der Schutz des ungeborenen Lebens im Vergleich zum Selbstbestimmungsrecht der Frau abgewertet wird.“ Frauen sollten sich weder für einen Abbruch rechtfertigen müssen, noch dafür, dass sie in einer schwierigen Situation ein Kind bekommen oder ein Kind mit Behinderung austragen. Der Verein spricht sich klar für Straffreiheit, Beratungspflicht und verbesserte Kostenübernahme, aber gegen die Abschaffung der Dreitagesfrist zwischen Beratung und Abbruch aus.

Hier liegen sie übrigens auf gleicher Linie mit den Bischöfen, die mittlerweile mildere Töne anschlagen. So gab es 2018 vom damaligen Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, anerkennende Worte und Lob für die Erfolge in der Konfliktberatung und den Einsatz für den Lebensschutz.

Astrid Fleute

Anlässlich des Jubiläums gibt es noch bis zum 20. März im Stadthaus in Osnabrück, Heger-Tor-Wall 2, eine Fotoinstallation „LebenskunstLeben“ der Künstlerin Gülay Keskin zu besichtigen. Sie zeigt auf ungewöhnliche Weise Menschen in Schwangerschaftskonflikten.

Eine Begleitveranstaltung findet am Donnerstag, 13. März, um 18.30 Uhr in der Lagerhalle Osnabrück statt. Das Thema: "Das Dilemma: Recht auf Leben und Selbstbestimmungsrecht - Anmerkungen zum ethischen Diskurs des moralischen Status wachsenden Lebens". Referent: Prof. Dr. Andreas Hüdepohl, Sozialethiker und Theologe.