"Praktikum im Norden"
Superschnell Dänisch gelernt

Foto: privat
Für Unternehmungen im Freien wird im hohen Norden jeder Sonnenstrahl genutzt. Das hat auch Friederike Santel während ihres Praktikums gemacht.
„Die Dänen freuen sich über alles ein bisschen mehr als die Deutschen.“ Das ist Friederike Santel während ihres Praktikums in einer katholischen Schule in Kopenhagen besonders aufgefallen. So hat die 20-Jährige zum Beispiel erlebt, dass im Winter spontan eine Deutschstunde durch einen Spaziergang ersetzt wurde, weil die Sonne so schön schien. Gerade in Skandinavien, wo die Winter recht lang, kalt und dunkel sind, werden die wenigen Sonnenstrahlen besonders gerne genutzt.
In den acht Monaten half Santel hauptsächlich im Deutschunterricht und bei der Betreuung der Vorschulklasse der „Sankt Knud Lavard Skole“ mit. Die befindet sich in der Kommune Lyngby im Norden von Kopenhagen und ist eine von 22 katholischen Schulen im Land. Nur 0,7 Prozent der Bevölkerung sind katholisch. Somit zählt Dänemark zu den extremen Diaspora-Gebieten. An Santels Schule sind etwa 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler katholisch.
Und genau darum geht es bei dem „Praktikum im Norden“, das vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken in Paderborn und dem Newman Institut in Uppsala in Schweden organisiert wird. Für sechs bis maximal zwölf Monate haben junge Leute ab 18 Jahren die Möglichkeit, die Diaspora-Kirche in Nordeuropa und im Baltikum kennenzulernen und zu unterstützen.
Friederike Santel wurde durch ihre Schwester, die selbst vor vier Jahren in Uppsala war, auf das Projekt aufmerksam. Sie informierte sich über die verschiedenen Einsatzorte. Für sie kamen aber nur die Stellen in Großstädten infrage: Oslo, Stockholm oder Kopenhagen. Weil sie gerne etwas Soziales und am liebsten etwas mit Kindern machen wollte, entschied sie sich für Kopenhagen. Denn in ihrer Heimatpfarrei Maria Königin in Lingen im Emsland ist sie seit mehreren Jahren Gruppenleiterin im Zeltlager und betreut wöchentliche Gruppenstunden mit Kindern und Jugendlichen.

Der Umgang mit den Vorschulkindern in der dänischen Schule war für Santel also kein Problem. Sie half den Fünf- bis Sechsjährigen dabei, den Stift richtig zu halten und unterstützte sie bei ihren Aufgaben. Dabei lernten aber nicht nur die Kinder von ihr. Die junge Frau profitierte ebenso. „Durch die Arbeit mit den Kindern habe ich superschnell Dänisch gelernt“, sagt sie. Denn die jüngeren Kinder konnten noch nicht ins Englische wechseln und haben sie zwangsläufig immer auf Dänisch angesprochen. „Den Kindern ist es egal, ob du Dänin oder Deutsche bist, die kommen trotzdem auf dich zu und reden mit dir.“ Wenn Santel etwas falsch aussprach, korrigierten die Kinder sie und redeten einfach weiter.
Ganz ehrlich, von manchen Grammatikregeln habe ich selbst noch nie etwas gehört.
Beim Dänisch lernen hatte Santel auch noch eine weitere Hilfe: Monica Kokfeldt, eine Deutschlehrerin an ihrer Schule, überredete sie dazu, ab Weihnachten – also vier Monate nach ihrer Ankunft in Kopenhagen – nur noch dänisch mit ihr zu sprechen. Kokfeldt antwortete wiederum auf Deutsch. So konnten beide von- und miteinander lernen. Auch im Deutschunterricht von Kokfeldt war Friederike Santel regelmäßig im Einsatz. Dort las sie Texte vor, ließ sich von den Schülerinnen und Schülern interviewen und beantwortete Grammatikfragen, auch wenn sie dabei selbst an ihre Grenzen kam. „Ganz ehrlich, von manchen Grammatikregeln habe ich selbst noch nie etwas gehört“, sagt sie und lacht.
Ein ukrainisches Mädchen aus der Vorschulklasse blieb ihr besonders im Gedächtnis. Die Schülerin sprach anfangs nur wenig Dänisch und nutzte oft eine falsche Grammatik. Santel übte mit ihr immer wieder, bis sie selbstständig lesen konnte. Am Ende schaffte sie null Fehler in einem Diktat und gehörte zu den Klassenbesten. „Das war so krass, diesen Prozess zu sehen, wie das Mädchen immer besser Dänisch sprechen konnte, selbstbewusster wurde und Freunde gefunden hat.“
Mit vielen neuen Erfahrungen und Erinnerungen im Gepäck hieß es für Friederike Santel dann Abschied nehmen. „Das war richtig hart, weil die Kinder gar nicht nachvollziehen konnten, warum ich gehen muss“, sagt sie. Auch zu Monica Kokfeldt und zu einigen ihrer Mitbewohnerinnen und Mitbewohner aus dem katholischen Wohnheim, in dem sie untergekommen war, hatte sie eine enge Bindung aufgebaut. Alle Menschen, die ihr während des Praktikums ans Herz gewachsen waren, durften sich in einem Freundebuch verewigen. Zu diesem Zeitpunkt war für Santel aber bereits klar: Sie wird wieder nach Kopenhagen kommen.
„Praktikum im Norden“
Das Angebot des Bonifatiuswerkes gibt es seit 2011. Es ist neuerdings auch Teil des „Internationalen Jugendfreiwilligendienstes“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Unter anderem gibt es regelmäßig Zuschüsse. Außerdem absolvieren die Freiwilligen (ab 18 Jahren) bei einem Auslandsaufenthalt von sechs bis zwölf Monaten in Nordeuropa und dem Baltikum insgesamt 21 Fortbildungstage.
Bewerbungsschluss für den Sommer 2025 ist der 15. Januar 2025. Weitere Informationen zum Programm.